Die Corona-Pandemie hat auch den konventionellen Spielbetrieb im Schach zumindest bis zum offiziellen Ende der Schulferien (19.04.) lahmgelegt. Der Deutsche Schachbund hat sich ein Ersatzprogramm ausgedacht, das den aktuellen Ausgangsbeschränkungen entspricht: die Deutsche Internet-Meisterschaft. Gespielt werden Turniere im Blitzschach-Modus (3 Minuten + 2 Sekunden pro Zug je Spieler und Partie): 4 Vorrunden, 1 Zwischenrunde und die Endrunde. Vorrunden und Zwischenrunde wurden im März mit hoher Beteiligung bereits gespielt. Mit dabei bei allen Turnieren die SCE-Blitzschach-Asse IM Christopher Noe (Nickname StylerbOy) und Veaceslav Cofmann (Nickname Superfm). Während Noe in allen Vorrunden (9 Runden) in der Spitzengruppe landete, war Cofmann dahinter stets deutlich über 50 Prozent der Punkte platziert. In der Zwischenrunde am 28.03. (186 Teilnehmer, 13 Runden) ging es dann um 8 sichere Plätze beim Finalturnier am 09.05. Das riesenstark besetzte Turnier gewann IM Ilja Schneider (Hannover) vor 5 GM und 2 weiteren IM, die sich die Tickets sicherten. Auf Platz 18 dann Christopher Noe mit 8,5 Punkten und Veaceslav Cofmann auf Platz 44 mit 7,5 Punkten. Zu diesen 8 Qualifizierten gibt es noch 4 Freiplätze für das Finale. Die Vergabekriterien sind nicht bekannt. Christopher Noe kann noch hoffen.

Ob und wie es in der Mannschaftssaison weitergeht, hängt ausschließlich davon ab, wann Sportveranstaltungen wieder stattfinden können. In der 2. Bundesliga fehlt noch die ausgefallene letzte Doppelrunde, auf der badischen Ebene die beiden letzten Runden. Auf Sonntag, 26.04. ist die 9. und letzte Runde in Baden angesetzt. Die am 22.03. abgesetzte 8. Runde ist auch noch offen. Dass am 26.04. bereits wieder gespielt werden kann, bezweifelte selbst der Landesturnierleiter im Mailverkehr mit dem Berichterstatter.
Die Platzierungen aus der Saison 2019-20 sind für die Klasseneinteilung in einer Saison 2020-21, die es doch hoffentlich geben soll, maßgeblich. Insoweit wäre ein vorzeitiger Abbruch problematisch. Das hat die Randsportart Schach mit anderen Sportarten gemeinsam. Alles hängt jetzt von der Pandemie und ihrem Ende ab. Einen Plan B gibt es bei den Spielleitungen offenbar noch nicht -auch kein Notprogramm. Man wartet ab.
Nach Corona wird unweigerlich eine „Konjunkturdelle“ kommen, von der auch Deutschland nicht verschont bleiben wird. Dem Sport werden einige Geldgeber wegbleiben oder sie werden zumindest die Mittel kürzen. Im Schach mag das nicht so gravierend sein (das sind meist Mäzene mit Verbindungen zum Schach statt Sponsoren, die sich einen Werbeeffekt versprechen). Aber auch in den obersten Schach-Klassen wird sich das schon auswirken. Dazu können Reisebeschränkungen der einzelnen Länder hinderlich sein. Selbst beim SC Eppingen wohnen nicht alle „um die Ecke“. Im A-Aufgebot des SCE 2019-20 (18 Spieler) stehen sechs Spieler mit Wohnsitz in anderen EU-Ländern, die aber nicht regelmäßig eingesetzt werden. Nur drei -darunter SCE-Ass Christopher Noe – wohnen in Eppingen. Der Rest verteilt sich auf den süddeutschen Raum.
Schlimmer sieht es in der Schachbundesliga aus, deren Spielbetrieb nach Runde 8 (von 15) ausgesetzt wurde. Da stehen in den Kadern reichlich Spieler aus dem asiatischen und dem amerikanischen Raum. Für die vier BW-Klubs (Baden-Baden, Hockenheim, Deizisau und Viernheim), die in dieser Reihenfolge an der Spitze liegen und wohl über potente Sponsoren verfügen, werden die Reisebeschränkungen wohl das Haupthindernis für die sportliche Beendigung der Spielzeit sein, auch wenn in Deutschland Sportveranstaltungen -vielleicht zur Mitte des Jahres- wieder erlaubt sein sollten. In den Staffeln der 2. Bundesliga und auf badischer Ebene fehlen nur noch zwei Runden. Da ist ein ordentliches Ende der Saison noch denkbar.

Für die Sonderwettbewerbe in Baden (Pokal, Jugend, Senioren) sieht es schlecht aus. Es wird schwer sein, sie ordnungsgemäß abzuwickeln, weil eine Terminierung fast nicht mehr möglich ist. Das wäre besonders schade, weil es die Treuesten der Treuen trifft.
Aber da müssen wir durch! Leben und Gesundheit gehen vor. Ewig wird uns die Pandemie nicht in ihrem Würgegriff halten. Danach werden Sport und Unterhaltung, die zu unserer Lebensqualität gehören, wieder ihren Platz in unserer Gesellschaft finden.

 

Schach in Zeiten der Corona-Pandemie