Erst nach sechs Stunden stand der Sieg gegen den SC Kreuzberg fest

„Jedes Spiel ist jetzt ein Endspiel“ lautete die Parole nach dem organisatorisch gelungenen, aber sportlich insgesamt missglückten Bundesligaevent in Eppingen vom 07.-09.12.2007.
Das erste dieser Endspiele wurde nun am Samstag gegen den SC Kreuzberg Berlin mit 4,5:3,5 gewonnen.
Zwei Faktoren spielten dabei eine wichtige Rolle: zum ersten Mal hatten die Eppinger keine Aufstellungsprobleme (sieben Großmeister und GM-Kandidat Arik Braun standen bereit) und bei den Gastgebern fehlte nicht ganz unerwartet der armenische Supergroßmeister Levon Aronian. So waren die Eppinger plötzlich nach der ELO-Prognose 4,42:3,58-Favorit. Und genauso endete schließlich nach dramatischen sechs Stunden die Begegnung.
Eine Liveübertragung aus der Bundeshauptstadt gab es nicht und der „Liveticker“ verdiente diesen Namen kaum. Die gastgebenden Zehlendorfer, die ihn bedienten, berichteten zunächst eifrig über ihre Begegnung gegen den TV Tegernsee und über die sich dort anbahnende Sensation und nur im Nebensatz über Kreuzberg gegen Eppingen; als die Begegnung der Ausrichter gegen 19 Uhr zu „kippen“ begann, wurden sie plötzlich ganz stumm.
Aber da war ja noch Eppingens Teamchef Hans Dekan mit Notebook und Internetanschluss und der berichtete stündlich über den Verlauf der Begegnung nach Eppingen.
Zunächst dominierten die Fachwerkstädter. Arik Braun hatte seine Schwächeperiode in Wijk aan Zee gut weggesteckt und sorgte für die Führung. Mit dem polnischen GM Bartosz Socko musste mal wieder ein Spieler der Extraklasse dem U18-Weltmeister von 2006 Referenz erweisen. Am Spitzenbrett und an den Mittelbrettern (bis auf Brett 4) gab es Remisen. Zoltán Medvegy gab Deutschlands derzeit bester Schachspielerin Elisabeth Pähtz keinen Pardon und schuf die Voraussetzungen für den späteren Eppinger Sieg. Der Routinierteste im Team der Kraichgaustädter, Lothar Vogt hingegen, auf den Hans Dekan besonders gesetzt hatte, musste am Ende aufgeben.
Nun stand es 4:3 für Eppingen und alles hing davon ab, ob Csaba Balogh an Brett 4 seine Partie würde halten können. „Csaba braucht jetzt gute Nerven“ meldete Hans Dekan um 19:40 Uhr. 5 Minuten später kam die erlösende Mail. Remis und Sieg für Eppingen!
Die Einzelergebnisse (Eppingen zuerst genannt): GM Berkes – GM Sargissian remis, IM Braun – GM Socko 1:0, GM Gyimesi – GM Luther remis, GM Balogh – GM Tischbierek remis, GM Acs – GM Kalinitschew remis, GM Guliyev – IM Volke remis, GM Medvegy – IM Pähtz 1:0, GM Vogt – IM Löffler 0:1. Endergebnis 4,5:3,5 für Eppingen.
Die Tabellensituation ist völlig unübersichtlich. Vorne fährt Titelverteidiger Baden-Baden souverän auf Meisterschaftskurs. Auch der Zweite Mülheim/Ruhr hat sich schon etwas abgesetzt. Aber von Platz 3 bis zum ersten Abstiegsrang sind es nur 4 Punkte. Eine derart ausgeglichene Liga hat es nie gegeben. Dass sich am Sonntag der Nebel entscheidend lichtet, ist nicht anzunehmen.
„Jedes Spiel ist ein Endspiel“. Diese Eppinger Parole gilt weiterhin!

Knapper Eppinger Sieg im Samstagspiel