Wahrnehmung aller Spielrechte beschlossen – Neun Mannschaften werden starten
Schlimmer hätte es nicht kommen können! Mit vier Abgängen aus dem Bereich der Oberligamannschaft und zwei wahrscheinlichen Passivierungen in diesem Team ist der SCE auf einen Schlag seine gesamten internationalen Titelträger im Amateurbereich losgeworden. Auch der erfreuliche Wechsel von Michael Franke vom SV Bad Rappenau war vor diesem Hintergrund nur ein kleiner Hoffnungsschimmer. So geriet die Spielerversammlung am vergangenen Freitag zu einer absoluten Krisensitzung.
Und das alles, weil sich Verhandlungen mit Zweitligaaufsteiger SC Neuhausen ungebührlich lange hinausgezögert und damit die Aktivitäten der Fachwerkstädter neutralisiert hatten. Zunächst einmal stellten die Schwarzwälder die Wahrnehmung ihrer Aufstiegsrechte in Frage (die Eppinger wären der Nutznießer gewesen) und leiteten Verhandlungen über den Wechsel eines starken Spielers zum SCE ein. Die Gespräche endeten in wochenlangem Stillstand, in dem auch Terminabsprachen nicht eingehalten wurden. Schließlich erteilte Neuhausen Anfang Juni den Bescheid, dass man mit neuen Sponsoren nun doch in der 2. Bundesliga starten würde. Das ist natürlich das unbestrittene Recht des Meisters der Oberliga Baden.
Aber das wochenlange Hinhalten führte zu einem regelrechten Exodus bei enttäuschten und irritierten Spielern im Eppinger Oberligateam. Einer der Leistungsträger heuerte sogar gleich beim Aufsteiger an.
Den Eppingern war inzwischen die Zeit davon gelaufen und die Hoffnungen, bis zum nahen Wechseltermin 30.06.2008 geeignete Nachwuchstalente zu gewinnen, erwiesen sich als trügerisch.
So wird man sich auf die eigenen Kräfte besinnen müssen, aber den definitiven Verlust von fünf Spielern, der sich durch alle Mannschaften zieht, kann auch der Großverein aus dem Kraichgau nicht verkraften.
So war nicht verwunderlich, dass aus der Versammlung mehrere Anträge kamen, vorberechtigte Mannschaften zurückzuziehen, um zu verhindern, dass überforderte Spieler in den Teams sich kurzfristig vom „königlichen Spiel“ zurückziehen könnten, wenn es ständig Niederlagen setzen sollte. Aber schließlich entschied sich eine knappe Mehrheit dafür, die Herausforderung anzunehmen und alle Spielrechte zu wahren. Nur die 8. Mannschaft, die durch den Rückzug des BSK Heidelberg unerwartet doch in der Kreisklasse C verblieben war, nahm man in die Kreisklasse D zurück, um dem zumeist aus Kindern mit wenig Erfahrung im Turnierschach bestehenden Team unnötigen Frust zu ersparen.
Das Flaggschiff in der 1. Bundesliga ist durch die Entwicklung kaum betroffen. Teamchef Hans Dekan stehen 12 Spieler für den Hauptkader zur Verfügung, die ausreichen müssten, um den Klassenerhalt sicher in „trockene Tücher“ zu bringen. Nur auf der eigentlichen Reservebank gibt es neue Gesichter, da die Gruppe der Meinhardt – Miltner – Schulze und Schneider komplett von der Fahne gegangen ist. Die Nachrichten von der „Wechselbörse“ beunruhigen die Fachwerkstädter nicht besonders. Die Neulinge SF 1903 Berlin, SK Turm Emdsdetten, USV/TU Dresden und FC Bayern München sind wohl mit den hochgerüsteten Aufsteigern der Vorsaison nicht vergleichbar, es sei denn, dem einen oder anderen Team gelingt kurz vor Meldeschluss noch ein besonderer „Coup“.
Die „Zweite“ in der Oberliga Baden ist das Perspektivteam des Vereins hinter der Bundesligamannschaft und man versucht, unbedingt in diese Klasse zu halten. Hier sollen für regionale Nachwuchstalente Anreize für den Wechsel zum SCE geschaffen werden. Deshalb wollen die verbleibenden Spieler mit Meisterstärke aus dem Amateurbereich des Vereins die sportlichen Voraussetzungen schaffen. Man hofft unter anderem darauf, dass die Passivierungskandidaten in den entscheidenden Spielen doch zur Verfügung stehen. Die Spielerpässe hat man ja noch.
Hans Dekan – Teamchef der „Ersten“ – hat darüber hinaus für einige Spiele den gezielten Einsatz von Spielern aus seinem Kader in Aussicht gestellt. Ob mit dieser „Blutzufuhr“ der Klassenerhalt gelingt, muss abgewartet werden.
In der Landesliga Heidelberg/Odenwald werden zwei Eppinger Teams an den Start gehen. Die „Dritte“ –vielfacher Vizemeister dieser Klasse – wird wohl dieses Mal kaum vorne mitspielen, aber die Landesliga sicher halten können. Gespannt darf man auf das Abschneiden des 12-jährigen Christopher Noe sein, dem ein Stammplatz in diesem Team zugedacht ist. Mannschaftsführer ist wieder Jonas Reimold.
Für die „Vierte“, die sich in dieser Klasse zuletzt etabliert hatte, wird der personelle Aderlass wohl das Aus für die Klassenerhaltshoffnungen bedeuten. Das Team muss seine Hauptleistungsträger an die „Dritte“ abstellen und Spieler aus der „Fünften“ rekrutieren, die eben erst den Aufstieg in die Bereichsliga geschafft hat. Vorstand Rudolf Eyer und Kassierer Wolfgang Geiger werden sich über die Mannschaftsführerfunktion noch absprechen.
Die „Fünfte“ muss mindestens vier Spieler nach oben abgeben und hat damit als Aufsteiger in der Bereichsliga denkbar schlechte Karten. Reinhard Faber wird dieses Team weiterhin führen.
Besonders schlimm trifft es die „Sechste“ in der Kreisklasse A. Hier wird weitgehend das Personal der 7. Mannschaft des Vorjahres an den Start gehen, das den sportlichen Klassenerhalt in der Kreisklasse B nicht geschafft hat, und nun auch noch befördert wird. Da sind Prügel vorprogrammiert. Die schwierige Betreuung, die Frustabbau einschließen dürfte, liegt bei Mannschaftsführer Eduard Niermann. Ein Sechserteam startet in der Kreisklasse C. Man hofft, dass die Mannschaft die Klasse halten kann. In der Kreisklasse D werden auf besonderen Wunsch von Jugendtrainer Karl Eyer zwei Viererteams starten, um den vielen Kindern im Verein Spielmöglichkeiten zu eröffnen. Karl Eyer wird die Mannschaften 8 und 9, die fast ausschließlich aus Jugendlichen und Kindern bestehen, betreuen, während die „Siebte“ in den Aufgabenbereich des Spielleiterteams Jörg Haueisen und Jonas Reimold fällt.
Spieler –vor allem Jugendliche- hat der SCE genug. Nur der Einsatz in höheren Klassen kommt noch zu früh. Das wird sich geben, erfordert aber einige Geduld.
Erfreulich ist, dass die schwierige Lage, in die der Verein unerwartet hineingeschliddert ist, jetzt eine Trotzreaktion bei den verbliebenen Aktiven ausgelöst hat, so dass man um den stolzen Traditionsverein aus der Fachwerkstadt keine Bange haben muss, auch wenn die in der Vergangenheit üblichen Erfolgsmeldungen heuer bescheidener ausfallen werden.

