Erste Prognose sieht die Medaillengewinner des Vorjahres vorne

Nun sind die unveränderlichen Ranglisten der stärksten Schachliga der Welt amtlich. Von dem Volumen der auf 16 Spieler erweiterten Ranglisten haben alle Vereine Gebrauch gemacht, von der Möglichkeit zweier zusätzlicher Jugendbretter nur teilweise. Immerhin waren das weitere 16 Spieler, so dass die Zahl der einsatzberechtigten Spieler in der neuen Saison nun 272 beträgt. Darunter befinden sich 145 Großmeister, 63 internationale Meister und 26 FIDE-Meister sowie eine Frauen-IM und eine Frauen-FM. Nur acht der gemeldeten Spieler sind Frauen.
139 Spieler tragen das Nationenkürzel „GER“. Das zweitstärkste Kontingent stellen die Niederländer (17) vor den Russen (13), den Ukrainern und den Ungarn (je 12). Das Nationenkürzel ist nicht unbedingt identisch mit der Staatsangehörigkeit. Nach dreijährigem Wohnsitz in einem Land kann man beim Weltschachbund die Änderung der Föderation beantragen. Insgesamt haben die Deutschen in ihrer Eliteliga noch eine knappe Mehrheit. Auf den Stammplätzen kehrt sich das freilich um. Auch das Spitzenschach ist –wie andere Sportarten eben – globalisiert.
Eine erste Prognose auf der Basis der Ranglistenplätze 1 bis 10 wurde erstellt. Sie zeigt, dass die Liga gegenüber dem Vorjahr unwesentlich schwächer geworden ist (ELO-Schnitt 2.557 gegenüber 2.559). Mit dem Rückzug des TSV Bindlach-„Aktionär“ und der Tatsache, dass die Aufsteiger nicht ganz das Format der Absteiger haben, ist das einfach zu erklären.
Nach der Prognose sieht es so aus, als würde sich der Einlauf des Vorjahres an der Spitze wiederholen: 1. OSG Baden-Baden, 2. Werder Bremen, 3. SV Mülheim-Nord.
Aber die Weltauswahl aus der Bäderstadt (ELO-Schnitt 2.723) muss sich vorsehen. Im Vorjahr spielte sie häufig ohne ihre vier Spitzenleute, die anderweitig beschäftigt waren. Der SV Werder Bremen (ELO-Schnitt 2.653) hat den Fehdehandschuh in den Ring geworfen und mit dem aserischen Weltranglistenachten Mamedyarov sowie dem ukrainischen GM Eljanov (bisher Wattenscheid) zwei absolute Topspieler verpflichtet. Beim Zusammentreffen der Spitzenteams in der Eppinger Hardwaldhalle am 01.03.2008 wird der Titelverteidiger wohl kaum ohne Anand, Carlsen und Shirov antreten können, wenn er keine Überraschung erleben will. Auch Mülheim (ELO-Schnitt 2.637) – im Vorjahr Dritter – ist mit dem usbekischen Exweltmeister Kasimdzhanov (bisher Godesberg) noch stärker geworden.
Dahinter geht es knapp zu. Der TV Tegernsee (ELO-Schnitt 2.605) könnte in den Bereich der Medaillen kommen, wenn seine drei Spitzenspieler häufiger zur Verfügung stehen, als im Vorjahr. Danach der SC Remagen, die SG Solingen, die SF Katernberg und auf Platz 8 bereits der SC Eppingen, dann Wattenscheid und Hamburg.
Die Fachwerkstädter haben sich mit einem ELO-Schnitt von 2.573 an der Brettern 1 bis 10 gegenüber dem Vorjahr um 31 Punkte und drei Plätze verbessert. Das Sorgenkind Hans Dekans ist die Reservebank, so sie denn einmal benötigt würde. Meinhardt, Miltner, Schulze und Schneider haben den Verein gewechselt und konnten nicht gleichwertig ersetzt werden.
Die Gefahrenzone beginnt bei Trier (ELO-Schnitt 2.541) und dem SC Kreuzberg (ELO-Schnitt 2.514). Die Aufsteiger Emsdetten, SF Berlin, Bayern München und Dresden nehmen einträchtig die Abstiegsplätze 13 bis 16 ein.
Ob sich die Prognose so erfüllt, muss offen bleiben. Auch Trier und vor allem Erfurt hatte man im Vorjahr vorzeitig abgeschrieben. Die Römerstädter erreichten jedoch mit Bravour das rettende Ufer und auch die Thüringer hätten es mit einer homogenen Mannschaftsleistung fast geschafft.
Dazu kommt, dass mit einiger Sicherheit stärker eingeschätzte Mannschaften nicht immer über ihren stärksten Kader verfügen können. Viele Schachmeister sind „Globalplayer“ und das Angebot an Turniereinladungen ist groß und reizvoll. Und häufig überschneiden sich die Termine mit denen der Bundesliga. Da sind die Integrationskraft und der Durchsetzungswille der Teamchefs gefragt.
Manchmal ist das Ganze am Ende ein Lotteriespiel, das die Liga unberechenbar und darum spannend macht!
Abschließend noch die Bundesligarangliste des SC Eppingen: 1. GM Tiviakov, 2. IM Braun, 3. GM Berkes, 4. GM Balogh, 5. GM Gyimesi, 6. GM Bindrich, 7. GM Ruck, 8. GM Acs, 9. GM Medvegy, 10. GM Guliyev, 11. IM Dr. Mann, 12. GM Vogt, 13. Dudek, 14. Welz, 15. Dekan, 16. G.Staub, 17. C.Noe, 18. Schäfer.

Die Bundesliga-Ranglisten liegen vor