Schlappen für die Spitzenreiter – Deutschland I gerade noch remis gegen Polen
Der Samstag sorgte in der Dresdner Schach-Olympiade für Turbulenzen. Eigentlich konnte man davon ausgehen, dass Armenien bei den Herren und China bei den Damen eindeutig auf Goldkurs wären, aber beide Favoriten strauchelten in der 9. Runde. Danach ist wieder alles offen!
Die Israelis, die zuletzt Deutschland I die erste Niederlage beigebracht hatten, stoppten den Siegeszug Armeniens mit 2,5:1,5 und übernahmen selbst die Führung. Entscheidend war letztlich das Ergebnis am Spitzenbrett, an dem Routinier Boris Gelfand den armenischen Überflieger Levon Aronian bezwang. Einen dramatischen Verlauf nahm die Begegnung der alten Rivalen Russland gegen Ukraine, die die Ukrainer mit 2,5:1,5 für sich entschieden und den früheren Abonnementssieger aus den Medaillenrängen katapultierten. Am Spitzenbrett schenkten sich die Giganten Vladimir Kramnik und Vassily Ivanchuk nichts. Der Ukrainer rettete sich im Damenendspiel ins Dauerschach. Entscheidend war der Sieg von Zahar Efimenko an Brett 4 gegen den Weltranglistenzweiten Alexander Morozevich. Die Deutschen waren gegen die Polen mit ELO 2.647 gegen 2.602 deutlicher Wertungsfavorit. Jan Gustafsson, der Retter gegen die Ukrainer und Matchwinner gegen Rumänien verlor im Königsangriff seines Gegners. Nach einem Remis von Igor Khenkin schlichtete auch Arkadij Naiditsch seine verdächtige Partie mit einiger Kreativität. Alles hing wieder einmal von der Endspielkunst des deutschen Meisters Daniel Fridman ab, der den letzten verbliebenen Bauern an Brett 4 zur Dame und damit zum Ausgleich verwandelte. Mit dem 2:2 bleibt Deutschland I ein ernster Anwärter auf einen vorderen Platz.
Der Stand bei den Herren nach der 9. Runde: Israel mit 16:2-Punkten vor Armenien und der Ukraine mit 15:3-Punkten, China, England und Serbien mit jeweils 14:4-Punkten sowie Russland, Deutschland I, Bulgarien, Niederlande, Slowakei, USA, Polen, Spanien und Slowenien mit jeweils 13:5-Punkten. Die 10. und vorletzte Runde sieht folgende Spitzenbegegnungen bei den Herren vor: Ukraine gegen Israel, Serbien gegen Armenien, England gegen China, Deutschland I gegen USA, Slowenien gegen Russland, Spanien gegen Bulgarien, Niederlande gegen Polen und Slowakei gegen Frankreich.
Bei den Damen rissen die Serbinnen die Chinesinnen vom Thron. Es führt nun eine dreiköpfige Spitzengruppe mit 15:3-Punkten, bestehend aus der Ukraine, Polen und Serbien. Dahinter mit 14:4-Punkten China, Georgien und Armenien. Die Spitzenpaarungen der 10. Runde: Serbien gegen Ukraine, Armenien gegen Polen und China gegen Georgien.
Die ungarischen Herren, die 2:2 gegen die starken Kubaner spielten (Balogh und Berkes vom SCE remisierten), treffen auf die Schweiz, die immer noch vom unverwüstlichen Altkämpen Viktor Korchnoi (inzwischen 77 Jahre alt und immer noch mit ELO 2.584 in der Weltrangliste) angeführt wird.
Deutschland II mit 10:8-Punkten trifft auf Portugal und Deutschland III (ebenfalls 10:8-Punkte) auf Costa Rica. Gegen Kanada pausierte Arik Braun, Falko Bindrich verlor.
Die deutschen Damen sind „von der Rolle“. Deutschland I (jetzt 10:8) spielte gegen Luxemburg nur 2:2, Deutschland II und Deutschland III (beide 9:9) unterlagen der Mongolei bzw. Tschechien mit 1,5:2,5). Am Sonntag gibt es folgende Spiele für die Gastgeberinnen: Deutschland I gegen Philippinen, Deutschland II gegen Dänemark und Deutschland III gegen Mexiko.
Der Sonntag ist der vorletzte Spieltag (Beginn 15:00 Uhr); am Montag ist spielfrei. Am Dienstag um 10:00 Uhr beginnt die Schlussrunde der 38. Schach-Olympiade, die alle bisherigen Dimensionen sprengte.
Der Tag der Überraschungen