Auch am Schlusstag gab es noch Überraschungen – Platz 13 für Deutschland
Die glänzend organisierte 38. Schach-Olympiade in Dresden erlebte am Dienstag noch einmal dramatische Höhepunkte, bis schließlich die Medaillengewinner feststanden.
Bei den Herren behauptete Titelverteidiger Armenien mit einem 2,5:1,5 gegen China seine Führungsposition und gewann zum zweiten Mal in Folge die Goldmedaille. Das kleine Land im Kaukasus mit seinen unter vier Millionen Einwohnern trotzte erneut den großen Nationen und siegte letztlich verdient mit 19:3-Punkten. Nur eine einzige Niederlage gegen Israel mussten die Armenier hinnehmen. Mit 18:4-Punkten holten die Israelis die Silbermedaille. Dass das alles so kam, verdanken beide Teams den US-Amerikanern, die die Ukraine mit 3,5:0,5 besiegten, sich selbst mit 17:5-Punkten durch die bessere Feinwertung auf den Bronzerang katapultierten und das punktgleiche Team um Vassily Ivanchuk leer ausgehen ließen. Die deutschen Herren, die lange vorne mitspielten und nach zwei Niederlagen zurückfielen, versöhnten mit einem 2.5:1,5- Schlussrundensieg gegen Litauen und 15:7-Punkten sowie Platz 13. Die Mannschaft hat weit über ihren Möglichkeiten gespielt und beachtliche ELO-Gewinne einheimsen können. Das „Schweizer System“ spiegelt diese Leistung nur unzureichend wider. Die Deutschen sind tatsächlich wieder in Tuchfühlung zur Weltspitze.
Auch die anderen deutschen Herrenteams, in denen wesentlich Nachwuchsspieler zum Einsatz kamen, schlugen sich mit 13:9-Punkten und den Plätzen 35 und 42 bei 146 teilnehmenden Mannschaften zufrieden stellend. Der Ex-Eppinger Georg Meier drängt sich mit seinen 7 Punkten aus 9 Partien am Spitzenbrett von Deutschland II für das A-Team geradezu auf. Für Arik Braun war die Olympiade nach sehr gutem Beginn mit 4,5 Punkten aus 10 Partien eher ernüchternd. Auch Falko Bindrich wird mit seinen 3 Punkten aus 8 Partien nicht zufrieden sein. Nachzutragen ist, dass auch im ungarischen Team (Platz 8 mit 16:6-Punkten) zwei Eppinger Bundesligaspieler mitwirkten. Während Csaba Balogh mit 3 Punkten aus 7 Partien 12 ELO-Punkte verlor, überzeugte Ferenc Berkes mit 6,5 Punkten aus 9 Partien und einem Zugewinn von 6 Punkten.
Bei den Damen gab es ein Kopf-an-Kopf-Rennen. Die Ukraine riss die führenden Polinnen in der Schlussrunde mit einem 2,5:1,5 noch vom Thron. Aber nicht das Team um die junge Europameisterin Kateryna Lahno gewann, sondern Georgien sprang noch dank der besseren Feinwertung auf Platz 1. Gold für die Kaukasierinnen mit 18:4-Punkten, Silber für die punktgleichen Ukrainerinnen und auch hier Bronze für die USA mit 17:5-Punkten. Die drei deutschen Damenteams konnten trotz teilweise guter Einzelergebnisse da nicht mithalten: Platz 21 mit 14:8-Punkten für Deutschland I, Platz 34 mit 13:9-Punkten für Deutschland II und Platz 47 unter 111 Teams mit 12:10-Punkten für Deutschland III sind verbesserungsfähig.
Für die traditionelle Schach-Weltmacht Russland erfüllten sich nach den Schlappen von Calvia 2004 und Turin 2006 die großen Hoffnungen nicht.
Platz 1 zwar in beiden Startranglisten, aber nur die Plätze 5 bei den Herren und 4 bei den Damen in der Endabrechnung, das ist zu wenig für das Anspruchsdenken der Strategen aus Moskau. Und das, obwohl alles aufgeboten wurde, was Rang und Namen hat, einschließlich Vizeweltmeister Kramnik und Weltmeisterin Alexandra Kosteniuk.
Ohnehin waren fast alle Größen des Schachs in Dresden anwesend. Nur einer fehlte: der indische Weltmeister Viswanathan Anand hatte schon im Vorfeld auf eine Meldung im indischen Team verzichtet, weil ihm der Endtermin der Bonner Weltmeisterschaft zeitlich zu nahe an der Olympiade lag. Damit schätzte er seine Kräfte wohl richtig ein. Rivale Vladimir Kramnik wirkte denn auch am russischen Spitzenbrett mit 5 Punkten aus 9 Partien (darunter 8 Remisen) recht müde und ohne Esprit.
Armenien und Georgien sind die Olympiasieger von Dresden