GM Arik Braun ist Deutscher Schachmeister

Der 21-jährige GM Arik Braun, Nummer 2 im Bundesligateam des SC Eppingen gewann in einem dramatischen Finale doch noch die deutsche Schach-Einzelmeisterschaft 2009 in Saarbrücken. Am Donnerstagabend hatte es für den jungen Mann aus Allmersbach nahe Backnang nach seiner ersten Niederlage gegen den Verfolger GM Michael Prusikin vom Zweitligisten SC Forchheim nicht mehr nach dem Titelgewinn ausgesehen. Als am Freitagabend Prusikin auch noch gegen Titelverteidiger GM Daniel Fridmann (SV Mülheim) gewann und am Samstagmorgen mit den weißen Steinen gegen GM Klaus Bischoff ausgelost wurde, schien die Entscheidung gefallen. Aber dann verließ den Franken der Mut. Bereits nach 12 Zügen remisierte er in der Schlussrunde und gab damit sein Schicksal in fremde Hand.
Und Arik Braun nutzte seine Chance! Schon am Freitagnachmittag hatte er gegen den Hockenheimer GM Rainer Buhmann in Diensten des Bundesligisten Solingen Kopf und Kragen riskiert, den gegnerischen König mit Turm- und doppeltem Figurenopfer ins Freie gezogen und mattgesetzt. Am Samstagmorgen spielte er gegen den fast gleichaltrigen Freund und Trainingspartner GM David Baramidze vom Hamburger SK ähnlich kompromisslos. Fünf Stunden und über 60 Züge kämpften die jungen Männer um den Sieg, der schließlich nach einigen Höhen und Tiefen Arik Braun zufiel. Braun und Prusikin erzielten jeweils 7 Punkte aus 9 Partien, aber der Eppinger hatte gegen Spieler mit einem erheblich höheren ELO-Schnitt gespielt und das gab nach dem Reglement den Ausschlag. Es schlug sich auch in der sagenhaften Performance Brauns (2.746) nieder, der höchsten in seiner an Höhepunkten nicht armen Schachlaufbahn.
Arik Braun, der im Jahre 2004 von seinem Stammverein SV Backnang zum Erstligisten SC Eppingen wechselte, spielt seit seinem sechsten Lebensjahr Schach und gilt als eines der größten Talente im Deutschen Schachbund. Seinem Individualtrainer Ulrich Haag – Leistungssportreferent im Schachverband Württemberg – ist er bis heute treu geblieben, auch wenn er gelegentlich mit Großmeisterkollegen trainiert.
Der U18-Weltmeister von 2006 holte 2008 den dritten Platz bei der U20-Weltmeisterschaft. Zu diesen beiden Großmeisternormen gesellten sich noch zwei weitere an den Bundesligabrettern des SC Eppingen, weshalb er vom Weltschachbund FIDE im November 2008 in Dresden zum Großmeister ernannt wurde. Der erstmalige Gewinn der deutschen Meisterschaft bedeutet bereits die fünfte Norm – aber die braucht er nun nicht mehr. Der Titel eines Schachgroßmeisters gilt auf Lebenszeit!
Beim SC Eppingen fühlt er sich sichtlich wohl und ist wegen seiner risikofreudigen Spielweise unbestrittener Publikumsliebling in der Fachwerkstadt. Dabei ist er keineswegs ein Hasardeur und beherrscht alle Bereiche des Schachs, auch das Positions- und Endspiel gleichermaßen gut. Seine besonderen Stärken sind große Kreativität, Rechentiefe und Entscheidungsfreude.
Die nachfolgende Kurzpartie gegen Titelverteidiger GM Daniel Fridman aus der 3. Runde des Turniers verrät Einiges über den Stil des neuen Meisters, forsch und zugleich elegant:
Braun,Arik – Fridman,Daniel – DEM 2009 Saarbrücken 2009 (3. Runde)
1.d4 d5 2.c4 c6 3.Sf3 Sf6 4.Sc3 dxc4 5.a4 e6 6.e4 Lb4 7.e5 Se4 8.Dc2 Dd5 9.Le2 c5 10.0-0 Sxc3 11.bxc3 cxd4 12.cxd4 c3 13.Ld2 Da5 14.Lxc3 Lxc3 15.Ta3 Ld7 16.Txc3 Sc6 17.Tb1 Sb4 18.Dd2 Sc6 19.Txb7 Sd8 20.Txd7 und Fridman gibt auf!
Das glanzvolle Finale 20. – Kxd7 21. Lb5 Ke7 22. Tc7 Dxc7 23. Db4 und Matt im nächsten Zug wollte er sich nicht mehr zeigen lassen!
Das Turnier war gut dotiert und wohl auch deshalb mit 9 Großmeistern und 8 internationalen Meistern unter den 44 Teilnehmern sehr gut besetzt.
Auch dem Präsidium des Badischen Schachverbandes bereitet der Erfolg Arik Brauns große Freude. Zum ersten Mal wurde ein Vertreter des badischen Verbandes deutscher Einzelmeister. Dass der neue Titelträger eigentlich ein „Schwabe“ ist, trübt die Freude nicht.
Ausruhen auf den neuen Lorbeeren kann sich Arik Braun nicht. Am Wochenende 28.02.-01.03.2009 soll er in der Eppinger Hardwaldhalle beim großen Bundesligaevent des SCE bereits wieder an den Brettern sitzen, um den Gegnern vom SV Werder Bremen und vom SK Turm Emsdetten Paroli zu bieten. Und sicherlich wird sich im Rahmen der Veranstaltung Gelegenheit finden, den neuen Deutschen Meister in der Fachwerkstadt angemessen zu ehren.

„Um Kopf und Kragen“