Berlin war (leider) keine Reise wert….
so lautet unisono das Fazit der beiden Eppinger Teilnehmer an der diesjährigen ordentlichen Mitgliederversammlung des Bundesliga e.V am 13./14. Juni in der Landeshauptstadt. Schon die reichlich späte Bekanntgabe des genauen Tagungszeitraums und -ortes bedeutete für die Teilnehmer des SCE ein großes Ärgernis: Kostengünstige Flüge oder Bahnreisen – Fehlanzeige!! So mussten Jörg Haueisen und ich notgedrungen mit dem eigenen Pkw reisen: Knapp sieben Stunden brauchten wir für die Anreise und fast acht Stunden für die Rückfahrt. Dazwischen lag eine wenig erfreuliche Tagung und eine (freilich selbst auferlegte) kurze Nacht…
So gesehen ist es kein Wunder, dass ich mir schon während der Tagung überlegte: Vielleicht sollten wir künftig wie Mülheim, Wattenscheid und Remagen einfach zuhause bleiben. Als Nebeneffekt würden wir dadurch wertvolle Zeit und auch ein bisschen Geld sparen! Statt Delegierter könnten auch wir künftig nur noch schriftliche Statements zu den Tagungen schicken! Wir haben sicherlich Verständnis, wenn ein Vereinsvertreter krankheitsbedingt seine Teilnahme kurzfristig absagen muss. Unsere Langmut wird aber deutlich überstrapaziert, wenn für diese Offiziellen kein Ersatz verfügbar ist, denn kein Verein besteht allein aus einer Person. Und wenn man sich daran erinnert, dass der eine oder andere Bundesligist in zurückliegenden Versammlungen schon wiederholt durch Abwesenheit geglänzt hat, dann wächst der Unmut zusehends. Mit solchen Gesten sendet man – ob gewollt oder nicht – Botschaften aus. Man signalisiert zum Beispiel ganz deutlich, welcher Stellenwert der Teilnahme an den Mitgliederversammlungen beigemessen wird…
Wir Eppinger fuhren mit großen Erwartungen zu der Tagung, hatten wir doch einen alten Berliner Vorschlag aus 2002 oder 2003 aufgegriffen und in die Sitzung eingebracht. Damals war er abgelehnt worden, weil die Zeit noch nicht reif war und in der Bundesliga noch mehr Amateure spielten, als dies heute der Fall ist. Gerade angesichts der vorherrschenden weltweiten Wirtschaftskrise, die natürlich auch an den Bundesligaclubs nicht spurlos vorbeigeht, sollte man meinen, dass ein Vorschlag akzeptiert werden muss, von dem alle Vereine der Liga gleichermaßen und kräftig (ca. 15-20 Prozent des Jahresetats) profitieren würden: Der SC Eppingen plädierte dafür, künftig nur noch an fünf Wochenenden, dafür aber jeweils von Freitag bis Sonntag zu spielen, und auf diese Weise zwei Doppelspieltage komplett einzusparen. Trotzdem hätte jeder Verein garantiert ein Heimspielwochenende gehabt und man hätte zugleich die Voraussetzungen geschaffen für eine zentrale Endrunde, auch wenn sie von den Vereinen seit Jahren kontrovers diskutiert wird. Mit dieser Neuerung wären natürlich auch die Fahrtkosten für die beiden entbehrlich gewordenen Spielwochenenden entfallen und überdies hätte man auch mit den Spielern bezüglich der Honorarhöhe reden können. Auch sie hätten mit dieser Regelung offenkundige Vorteile, denn sie gewännen zusätzliche Freiräume für andere Turniere. Und lag es letztlich nicht am schnöden Mammon, dass sich der Tabellensiebte Kreuzberg aus der Liga verabschiedete, der eine oder andere Verein auf den Aufstieg verzichtete (Porz ausgenommen) und selbst etablierte Bundesligaclubs lange zögerten, ob sie von ihrem Spielrecht überhaupt Gebrauch machen sollten…
Im Vorfeld der Tagung hatte ich einige Male mit Rainer Polzin, einem der geistigen Väter dieser Idee, kommuniziert. Er stellte dem SC Eppingen nicht nur dankenswerter Weise seine Unterlagen von damals zur Verfügung, sondern er signalisierte auch, dass die Berliner Vereine diesen Antrag selbstverständlich mittragen würden. Doch was geschah in der Abstimmung? Unser Vorschlag fand nicht genügend Befürworter und wurde ablehnt! Von der in Aussicht gestellten Berliner Unterstützung war in der Abstimmung keine Rede mehr… Andere Delegierte stimmten dagegen, wobei sie nicht merkten, dass sie sich mit diesem Verhalten unglaubwürdig machten, hatten sie doch selbst einen Antrag eingereicht, der in die gleiche Richtung zielte wie unserer. Ein Vereinsvorsitzender, der es vorzog, erst gar nicht nach Berlin zu kommen, hatte im Vorfeld der Tagung sein Votum per eMail kundgetan. Dieses Schreiben fiel leider stellenweise etwas polemisch aus und lässt mich daran zweifeln, dass der Kollege unseren Antrag komplett durchgedacht hat. Weil sein Verein bei Heimkämpfen alle Spieler privat unterbringt, sah er kein Einsparungspotential. Vermutlich bezahlen die Aktiven seines Clubs auch ihre Anfahrt zu den Wettkämpfen aus der eigenen Tasche, denn auf diesen Aspekt ging er in seinem Statement nicht ein. Aber Hauptsache dagegen…!
Dass keiner der auf der Tagesordnung stehenden Anträge die erforderliche Mehrheit fand, könnte man natürlich auf mangelnde Qualität oder fehlende Substanz der Vorschläge schieben. Als Teilnehmer gewannen wir aber den Eindruck, dass bei dieser Zusammenkunft ausschließlich ureigenste Vereinsinteressen ausgelebt wurden. Auch Vereinsvertreter, die sich wegen der angeblichen Benachteiligung der Amateurvereine im Januar noch vehement gegen die Bekanntgabe der Aufstellungen vor den Mannschaftskämpfen gewehrt hatten, mussten nach dem geglückten Experiment in der Vorschlussrunde in Eppingen (zähneknirschend?!) eingestehen, dass diese freiwillige Übereinkunft der beteiligten Vereine durchweg nur positive Folgen hatte. Diese Fakten wurden aber einfach ignoriert, das Gremium konnte sich nicht durchringen, diese Verfahrensweise für die Zukunft festzuschreiben. Der Vertreter eines Aufsteigers drohte in der Diskussion sogar mit dem Rückzug seines Vereins aus der Bundesliga, falls diese Methode zur Regel werden sollte…
Man kann der diesjährigen Mitgliederversammlung einiges nachsagen, aber sicherlich nicht, dass sie uns im Sinne der angestrebten „Vermarktung“ weitergebracht hätte. Wenn die selbst ernannten Amateurvereine weiterhin alle innovativen Ideen boykottieren, dann bleibt dieses Ziel in unerreichbarer Ferne und wird nicht einmal „..langsam, langsam..“ erreicht, wie Till Schelz-Brandenburg in seinem persönlichen Rückblick auf die Veranstaltung schreibt. Ich bedauere in diesem Zusammenhang etwas den Großteil der Vorstandschaft, insbesondere aber solch überaus engagierte Funktionäre wie Georgios Souleidis, Christian Hüneburg oder den mit guten Vorsätzen angetretenen neuen Schatzmeister Rainer Niermann.
Lieber Rudi,
ein sehr gelungener Kommentar. Man sollte, auch wenn ich ja damit nichts mehr zu tun haben werde, rechtzeitig vor der nächsten Sitzung initiativ werden und die Delegation von Stimmen bei Abwesenheit ohne wenn und aber untersagen – dann werden sich einige HErrschaften vielleicht weider einmal selber bemühen. Nur in einem Punkt bin ich anderer Meinung als Du: Es gibt in der Tat Vereine, die tatsächlich nur aus einem Mann bestehen!
Beste Grüße aus dem Norden,
Dein Till
1.Da es Herrn Eyer schwer fällt meinen Namen zu schreiben, kannes auch keine Tragödie gewesen sein, dass ich in Berlin nicht dabei war.
2. Wir sind davon ausgegangen, dass es reicht den Vorstand der Bundesliga e.V. begründet darüber zu informieren warum wir nicht persönlich vertreten sind in Berlin.
3.Wenn etliche Vereine vorab eine Stellungnahme abliefern, warum werden nur wir explizit gewürdigt?
4. Nun die Annahme, dass unsere Spieler die Anfahrtskosten selbst übernehmen möchte ich hier mal nicht als polemisch bezeichnen.
5. Ureigenste Vereinsinteressen wurden in Berlin ausgelebt, welch eine Überraschung bzw. Neuerung :-), von allen, etwa auch von Eppingen?
6. „Amateurvereine“ scheinen mittlerweile schlimmer zu sein als Pest und Cholera, bzw. auf das 21. Jahrundert umgemünzt AIDS und Schweinepest.
Ab welch einem Etat ist man den ein „Amateurverein“, oder reicht es schon einheimische Spieler einzusetzen und nicht mit überwiegend ausändischen Spielern anzutreten?
7.Wir planen zum Saisonauftakt mal was gaaaanz anders und hoffen, dass es auch gelingt!
8.Die Selbstbeweihräucherung nach verlorenen Abstimmungen mögen wir besonders, auch unser Antrag wurde abgelehnt und wir werden wohl Fritags die Einzelrunde mit Unterstützung des Schulverwaltungsamtes in der Schule stattfinden lassen um eine Live-Übertragung zu gewährleisten, soviel dazu.
Kurz und abschließend ohne Reue oder Scham,
Mein Name ist Kempen, Veit Kempen
SV Wattenscheid