Die OSG Baden-Baden will den sechsten Titel – SC Eppingen im vorderen Mittelfeld?
Pünktlich zum Stichtag 01.08.2010 hatten die Vereine der Königsklasse des deutschen Schachs ihre Ranglisten dem Turnierleiter präsentiert und nur wenig später wurden sie bereits auf der Homepage www.schachbundesliga.de veröffentlicht.
Eine erste Analyse zeigt, dass die Furcht, wichtige Sponsoren könnten sich angesichts der Wirtschafts- und Finanzkrise zurückziehen, nicht ganz begründet war. Jedenfalls gab es keine nennenswerten Auswirkungen auf die Liga, freilich auch keine spektakulären Transfers. Die vorsichtige Personalpolitik der meisten Klubs war da wohl der als unsicher eingeschätzten Lage geschuldet.
Jeder der 16 Vereine konnte bis zu 16 Spieler nominieren, dazu zwei Jugendbretter. Von der letzteren Möglichkeit machten nicht alle Vereine Gebrauch, so dass statt maximaler 288 Spieler nur insgesamt 272 gemeldet wurden. 140 Großmeister sind in der Liga nun akkreditiert, dazu 68 internationale Meister und 22 FIDE – Meister. Eine Frauengroßmeisterin ist dabei (5 weitere tragen diesen Titel auch, sind aber zusätzlich allgemeine internationale Meisterinnen und unter diesen aufgeführt) und zwei Spielerinnen, die internationale Meisterinnen der Frauen sind. 39 Spieler tragen keinen Schachtitel. 14 „Supergroßmeister“ (ELO 2700 und mehr) machen die Liga zu einer der stärksten der Welt. Der Frauenanteil (jetzt 10) hat sich deutlich erhöht.
Hinsichtlich der Nationalitäten ist „Multikulti“ angesagt. Insgesamt 32 Föderationen sind vertreten. Wie es sich für eine deutsche Bundesliga gehört, stellen die Deutschen mit 132 Spielern das zahlenmäßig stärkste Aufgebot, gefolgt von den Polen (19), den Niederländern (16), den Ukrainern (14) und den Ungarn (13, darunter allein 6 im Aufgebot des SCE). Die weitesten Entfernungen müssen drei Inder zurücklegen. „Exoten“ mag man die Geistesartisten aus dem Land des Rosenapfelbaums nicht nennen, denn dort hat das Schach vor vermutlich fast 1500 Jahren seinen Ursprung genommen und man stellt mit Viswanathan Anand – der Nummer 1 des Meisters OSG Baden-Baden und Reisepartners des SC Eppingen – den amtierenden Weltchampion.
Experten tippen auf einen glatten Durchmarsch des Titelverteidigers OSG Baden-Baden, der mit einem ELO-Schnitt von 2734 an den ersten 10 Brettern aufwarten kann. Die Badestädter haben mit dem zuletzt beim SV Werder Bremen aktiven GM Georg Meier, der auch schon einmal zwei Spielzeiten an den Brettern des SC Eppingen gespielt hat, die aktuelle Nummer 2 der deutschen Rangliste an Land gezogen und damit noch einmal eine „Schippe draufgelegt“. Dass der Neue gerade die Nummer 12 in der Rangliste des Nobelvereins ist, spricht Bände. Vizemeister SV Werder Bremen, dem im Vorjahr ein Überraschungscoup gegen Baden-Baden gelang und der damit die Saison noch einmal spannend machte, muss zusätzlich den Abgang seines Topspielers Mamedyarov aus der Europameistermannschaft von Aserbeidschan verkraften, so dass das Team von der Weser (ELO-Schnitt 2674) heuer schwerlich mithalten dürfte. Der SK Mülheim-Nord (2616) und die SG Solingen (2608) als Dritter des Vorjahres kommen für die weiteren deutschen Europacup-Tickets in Frage. Dahinter liegt in Lauerstellung eine fast gleichstarke Dreiergruppe, bestehend aus dem SC Remagen (2584), dem SV Wattenscheid (2583) und dem SC Eppingen (2582). Die Fachwerkstädter, die ihren 4. Platz in der Saison 2008-09 mit Platz 6 in der Saison 2009-10 annähernd bestätigt haben, gehören inzwischen zu den etablierten Vereinen der Liga. Die Verantwortlichen des Vereins geben einen einstelligen Tabellenplatz als Saisonziel aus. Das Team hat sich gegenüber dem Vorjahr kaum verändert; nur die 18-jährige Kaderspielerin Alisa Frey (bisher SC Neuhausen) besetzt jetzt das zweite Jugendbrett hinter dem lokalen Nachwuchsstar Christopher Noe. Das Eppinger 18er-Aufgebot: 1. Berkes, 2. Tiviakov, 3. Balogh, 4. Postny, 5. Gyimesi, 6. Acs, 7. Bindrich, 8. Braun, 9. Ruck, 10. Guliyev, 11. Muzychuk, 12. Medvegy, 13. Pähtz, 14. Dr. Mann, 15. Vogt, 16. Dekan, 17. Noe, 18. Frey.
Hinter dem Team aus dem Kraichgau sind der Hamburger SK (2556), die SG Trier (2549), der SK Emsdetten (2541) und die SF Katernberg (2539) mit starken Mannschaften auf den Plätze 8 bis 11 prognostiziert und sollten eigentlich in der Abstiegszone nichts zu tun haben. Die beginnt dann mit den Teams unter ELO 2500: die SF Berlin (2497) haben sich schon im Vorjahr erst im Fotofinish gerettet und werden vom stärksten Aufsteiger ESV „Nickelhütte“ Aue (2494), dem zuletzt „begnadigten“ FC Bayern München (2475) sowie Südaufsteiger SV Griesheim/Darmstadt (2463) hart bedrängt. Nur Nordaufsteiger Delmenhorster SK (2402) fällt etwas ab und scheint ohne Chance zu sein. Mit einem ELO -Schnitt von 2.556 hat sich die Liga gegenüber dem Vorjahr (2548) weiter verbessert.
Interessant sind die Extreme gerade bei den Schachabteilungen der großen deutschen Fußballvereine: Schach-Vizemeister Werder Bremen hat unter den 16 Spielern seiner Rangliste gerade mal einen Deutschen nominiert; das auch heuer abstiegsgefährdete 18-er-Schachaufgebot des FC Bayern München stellt mit 15 deutschen Spielern den größten Inländeranteil unter allen Mannschaften.
Was tut sich aus Sicht des SC Eppingen in der Saison 2010/11 an den Schachbrettern? Vom 12.-14.11.2010 hält der Bundesligazug erstmals in Eppingen. Freitags stellt sich der Deutsche Meister OSG Baden-Baden den Fachwerkstädtern zum Duell der Reisepartner; am Samstag und am Sonntag stoßen dann die starken westdeutschen Teams des SK Emsdetten und des SV Wattenscheid dazu. Beim zweiten Heimevent vom 05. bis 06.02.2011 geben dann mit dem FC Bayern München und dem ESV „Nickelhütte“ Aue zwei Vereine aus der Abstiegszone ihre Visitenkarte in der Fachwerkstadt ab. In Eppingen hofft man mit allen Schachfans der Region, dass an einem dieser beiden Wochenenden einer der beiden Superstars der Badestädter, Weltmeister Anand (ELO 2800) oder die Nummer 1 der Weltrangliste, der Norweger Carlsen (ELO 2826) einen ihrer eher seltenen Auftritte haben werden. Oder spart der Nobelverein seine Asse für das große Saisonfinale am 10.-11.04.2011 in Baden-Baden gegen den SV Werder Bremen auf?
Auch in Baden-Baden am 09. bis 10.10.2010 beginnt für das Team um Hans Dekan die Saison. Da werden mit dem SC Remagen und der SG Solingen zwei Spitzenmannschaften mit den Badenern die Klingen kreuzen. Wer in Eppingen die 80 km Anreise in die Bäderstadt an der Oos nicht scheut, sollte dabei sein. Für alle anderen werden auch in der Spielzeit 2010/11 die Begegnungen von allen Spielorten LIVE im Internet übertragen (www.schachclub-eppingen.de)

