Nur Meister OSG Baden-Baden und zwei Amateurteams vertreten die Bundesliga
Es hat schon einige irritierte Anfragen von Schachfans bei der SCE –Vereinsführung gegeben und auch die lokale Presse hat schon nachgefragt: „warum nehmt Ihr nicht an der Champions -League teil?“ Dazu muss Einiges gesagt werden.
Der Europäische Club-Cup, wie der Wettbewerb im Schach offiziell heißt, ist ein Turnier mit 6er-Teams, zu dem jede europäische Föderation drei Mannschaften entsenden darf. Nun sind die Mannschaftswettbewerbe im europäischen Schach nicht zentral geregelt. Jede Föderation trägt ihre Meisterschaften nach eigenem Muster aus. Da gibt es 12er-Teams (Ungarn), 10er-Teams (Niederlande), 8er-Teams (Deutschland, Schweiz, Frankreich, Belgien, Luxemburg) und 6er-Teams (Russland, Polen), um nur die bekannten zu nennen. Einige spielen im Blocksystem, einige einzelne Mannschaftswettkämpfe.
Viele Spieler sind in mehreren Ländern aktiv. Das geht, wenn sich die Spieltermine nicht überschneiden, denn Schachspieler müssen keine Standardsituationen, Doppelpässe oder das Abwehrverhalten einüben, sondern sich auf einen zu erwartenden Einzelgegner einstellen. Allenfalls der Verlauf des Mannschaftskampfes und die daraus abgeleiteten Orders des Teamchefs können das Spielverhalten beeinflussen.
Auf europäischer Ebene müssen sich die „Multis“ dann entscheiden, für welchen ihrer teilnehmenden Vereine sie spielen wollen. Und da regiert eben das Geld die Welt! Der gesellschaftliche Stellenwert des Schachs ist gerade in den osteuropäischen Ländern hoch und viele Teams sind gut bezahlte Firmenmannschaften. Der deutsche Vizemeister Werder Bremen musste zuletzt erleben, dass alle Leistungsträger absagten, aber am Wettbewerb fast vollzählig mitspielten – für russische oder andere osteuropäische Mannschaften! So treten die Hanseaten heuer schon gar nicht mehr an. Selbst Meister OSG Baden-Baden mit honorablem Sponsor muss zulassen, dass einige Asse bei anderen Klubs angeheuert haben. Trotzdem gelang es den Badestädtern heuer, ein starkes Team zu melden (ELO -Schnitt 2.695); man ist aber damit nur die Nummer 5 der Startrangliste deutlich hinter der Nummer 1, dem Team SOCAR (ELO 2.720), der Mannschaft der Oil Company der Republik Aserbaidschan mit einigen verpflichteten ausländischen Stars und dem fast kompletten Goldteam der Aseris bei der letzten Europa -MM, dahinter fünf russische Spitzenmannschaften auf den Plätzen 2 bis 4 und 6 bis 7.
Zwei weitere deutsche Erstligavereine sind unter den 65 Mannschaften auch dabei: der Vierte SG Solingen und der Fastabsteiger SF Berlin, beide mit nahezu reinen Amateurmannschaften, die im slowenischen Rogaska Slatina in der Zeit vom 24.09.-02.10.2011 wohl eine Woche Urlaub mit Schach (und etwas Training) verbinden wollen.
Der SC Eppingen hat sich vor dem Hintergrund der zweifelhaften Bedeutung dieses Wettbewerbs und der Tatsache, dass die Teilnahme mit einer einigermaßen konkurrenzfähigen Mannschaft etwa die Hälfte des Jahresbudgets verschlungen hätte, schweren Herzens zum Verzicht entschieden, um die Bundesligafinanzierung nicht zu gefährden und den Schachfreunden in der Region weitere spannende Spielzeiten zu bieten. Die Idee der kostenneutralen Teilnahme eines reinen Amateurteams wäre eine sportliche Farce gewesen und wurde deshalb nicht weiter verfolgt.
Zwei Spieler des SCE – Kaders werden in Slowenien unter anderen Farben dabei sein: der ungarische GM Ferenc Berkes ist am Spitzenbrett von Bosna Sarajevo gemeldet und der Leipziger GM Lothar Vogt an Brett 3 des schweizerischen Meisters Züricher SG.

