Zur Halbzeit der Schachsaison 2011/12 und ein Ausblick auf 2012

Wohin geht der Weg des einzigen Schach-Bundesligisten unserer Region? Eine Betrachtung bei Halbzeit der Spielsaison 2011/12 ist angemessen. Im Gegensatz zur großen Politik scheint der Verein seine Finanzkrise aus dem Frühjahr 2010 gut bewältigt zu haben. Die Treue der bisherigen und die Gewinnung neuer Sponsoren schaffen die Voraussetzungen dafür, dass in der Fachwerkstadt auch weiterhin Spitzenschach geboten werden kann. Gleichwohl stellt die Finanzierung einer Bundesligamannschaft eine große Herausforderung für die Verantwortlichen dar und es wird auch in Zukunft sorgfältiger zeitnaher Kalkulationen bedürfen. Zusätzliche Unterstützung ist weiterhin willkommen und notwendig.
Im Bereich Verbandsebene hat der Verein, der zeitweise bis zu 10 Aktiven-Mannschaften unterhalten hat, eine notwendige Frontbegradigung vorgenommen. Es sind aber einschließlich der Bundesligamannschaft immer noch stolze sieben Aktiventeams, die für den Verein an die Bretter gehen.
In der 1. Bundesliga steht man nach 7 Runden auf Platz 4 unter 16 Mannschaften und ist auf Tuchfühlung mit Spitzenreiter OSG Baden-Baden und punktgleich mit dem SV Werder Bremen und der SG Solingen. Um an die Erfolge des letzten Jahres (Platz 3 in der Endtabelle) anzuknüpfen, war es notwendig gewesen, das Team noch einmal zu verstärken (Harikrishna + Bologan), da die „Königsklasse“ ihr Format weiter verbessert hat und auch die Aufsteiger alles andere als „Prügelknaben“ sind. Am 04.-05.02. geht mit dem Auftritt in Dresden (Dresden + Tegel) die Zeit der weiten Reisen zu Ende. Am 25.-26.02. richtet dann Reisepartner SV Hockenheim zum zweiten Mal ein Bundesliga-Wochenende aus (Hamburg + SF Berlin) und am 17.-18.03. hält der Bundesligazug dann endlich in Eppingen (Wattenscheid + Dortmund). Zum Finale am 14.-15.04. (Baden-Baden + Trier) wartet dann in der Bäderstadt der Deutsche Meister OSG Baden-Baden. Man darf noch träumen in Eppingen!
In der Oberliga könnten das leicht Albträume werden, wenn es nicht bald gelingt, einen Befreiungsschlag zu landen. Dazu besteht am 15.01. an eigenen Brettern gegen die ebenfalls nicht ungefährdete SG Waldshut-Tiengen die nächste Gelegenheit, die man nicht auslassen sollte. Vielleicht sieht dann die Welt wieder viel freundlicher aus. Gegenwärtig steht die „Zweite“ nach drei knappen Niederlagen in Folge auf Platz 9 und damit auf einem Abstiegsplatz. Selbst nach einem Sieg gegen das Team vom Hochrhein wäre man längst nicht „aus dem Schneider“. Das weitere, schwere Programm mit Baden-Baden III, Karlsruhe, Bad Mergentheim und Dreisamtal verdeutlicht den Ernst der Lage. Es wird nicht leicht werden für Eppingens stärkstes Amateurteam, die höchste badische Spielklasse zu halten!
In der Landesliga wurde die „Dritte“ durch die Niederlage gegen das BG Buchen II jäh auf den Erdboden zurück geholt. Nötig wäre die „Pleite“ nicht gewesen! Nun geht das Spalier durch den Bezirk Odenwald weiter (Tauberbischofsheim, Paimar, Mosbach). Schon an der Tauber am 29.01. muss der nächste Härtetest bestanden werden. Dass das Team wegen der neuen Klassenstruktur (bis zu 5 Absteiger) in Gefahr geraten könnte, ist freilich nicht anzunehmen. Dazu ist die Substanz der Mannschaft einfach zu groß. Aber Titelambitionen erfordern eine wesentliche Steigerung.
In der Bezirksklasse wurde die „Vierte“ durch die Hereinnahme von vier Jugendlichen aus dem U16-Kader drastisch verjüngt. Bis jetzt wurde die Risikobereitschaft der Spielleitung belohnt. Nur beim SK Sandhausen II gab es eine deutliche Niederlage. Mit einem guten dritten Platz geht man in die 2. Halbzeit. Am 12.02. tritt Tabellenführer Heiligkreuzsteinach im Hotel „Villa Waldeck“ an. Dann sieht man weiter. Zum Aufstieg in die Bereichsliga berechtigt heuer nur der Meistertitel. An diesen glaubt man in Eppingen eigentlich nicht, aber man lässt sich auch gerne überraschen.
In der Kreisklasse A ist die wenig schwächere „Fünfte“ das älteste Team im Verein. Beim letzten Spiel in Angelbachtal saß eine Mannschaft mit einem Altersschnitt von 66 Jahren an den Brettern. Da kommt reichlich Erfahrung zusammen und das dokumentiert sich in einem guten zweiten Platz, punktgleich mit Spitzenreiter SF Rot. Da es zwei Aufsteiger in die Bezirksklasse gibt, sind die Eppinger Chancen, eines dieser Tickets zu ergattern, durchaus realistisch. Hier gibt es am 12.02. ein Schlüsselspiel in St. Leon-Rot zwischen Rot und Eppingen; dann weiß man, in welche Richtung der Zug abfährt.
Die Kreisklasse C mit Sechserteams ist für die „Sechste“ eine neue Erfahrung. Man hätte auch in der Kreisklasse B spielen können, aber das Personal reichte für ein Achterteam einfach nicht aus. Nach vier Runden steht die einzige SCE- Mannschaft ohne besondere Ambitionen auf Platz drei. Für die „Sechste“ ist die Winterpause kürzer, als für andere. Da die Kreisklasse C mit ihren nur sechs Mannschaften eine Doppelrunde spielt, wurde ein Sonderspieltag auf den 15.01. gelegt. Dann muss Eppingen VI bei Rot II antreten. Wie der Zieleinlauf in dieser Klasse aussieht, ist nicht abzusehen. Teamchef Bernd Michelmichel ist das eigentlich auch egal. Seine Mitstreiter und er wollen Schach spielen und das genügt!
Auch in der Kreisklasse D ist der SC Eppingen mit seiner „Siebten“ – einer Vierermannschaft – vertreten. Das ist das jüngste Team des Vereins. In der vierten Runde betrug das Durchschnittsalter der eingesetzten Spieler gerade mal 14 Jahre. Das ändert sich gelegentlich, wenn Vorstandsmitglied Timo Petri – bevorzugt bei Auswärtsspielen und als Fahrer – zum Einsatz kommt. Auch die „Siebte“ ist ein Opfer der Personalknappheit beim SCE geworden. Sie hätte das Spielrecht in der Kreisklasse C gehabt, aber für sechs Spieler reichte die Decke eben nicht! Vielleicht aber sieht es im nächsten Jahr besser aus. Gegenwärtig führt das Team die Staffel 2 ihrer Klasse souverän an und ist für die Playoff –Spiele qualifiziert!
Einen wichtigen Teil der Vereinsarbeit nimmt das Jugendschach ein. Da will der Verein zur Dynamik zurückkehren, die das Engagement des früheren Jugendtrainers Karl Eyer damals der Jugendarbeit verliehen hatte. Immer wieder wurden über Anfängerlehrgänge mit nachfolgender Weiterbildung zum Bauern-, Turm- und Königsdiplom dem Verein Talente zugeführt. Dieser Aufgabe hat sich Cedric Hahn, ehemals selbst Absolvent dieser Lehrgänge und heute die Nummer 2 hinter „Überflieger“ Christopher Noe im Eppinger Jugendschach gewidmet. Markus Beer, spielstarker Neuzugang vom Gütersloher SV versucht, den Nachwuchs mit gezieltem 14-tägigem Leistungstraining weiterzubringen und darüber hinaus bietet der Talentstützpunkt Eppingen-Schwaigern (ein F-Kader-Stützpunkt) den Jugendlichen weitere Trainingsmöglichkeiten durch einen B-Trainer an. Das „Mentorenmodell“ im Verein (Einzeltraining für besondere Talente durch spielstarke und erfahrene Turnierspieler) wird beibehalten. Schulschach an Gymnasium und Realschule –oft angedacht, und wegen fehlenden Personals zurückgestellt – soll nächstens realisiert werden.
Dass der Verein im Jugendschach bemerkenswerte Erfolge auch in jüngerer Zeit vorzuweisen hat, ist unstrittig. „Eigengewächs“ Christopher Noe holte Bronze bei der deutschen U16-Einzelmeisterschaft 2011, das U16-Team ist in ein paar Tagen zum vierten Mal bei der deutschen Vereinsmeisterschaft in Triptis/Thüringen dabei (zuvor als U12 bzw. U14), das U20-Team spielt in der Badenliga und strebt den Aufstieg in die BW-Liga U20 an. Es tut sich was beim SC Eppingen und das nicht nur im Profibereich!
Auch bei den Senioren (60 Jahre und älter) ist der SCE mit Engagement vertreten. Mehrere badische Meisterschaften haben ihren Platz in den Vereinsannalen gefunden und das A-Team hat sein Ticket für das nächste Titelturnier schon sicher.

Quo vadis Schachclub Eppingen ?