Die „Aufrüstung“ geht weiter
Noch dauert es ein paar Tage, bis die Kaderranglisten in der „Königsklasse“ des deutschen Schachs vorliegen. Der entscheidende Passlauf findet bis zum Wochenende statt; dann wird sich herausstellen, ob für alle gemeldeten Spieler auch Spielrecht erteilt wird.
Bereits am 30.6.2007 war Schluss für Vereinswechsler und Neuanmeldungen in den obersten drei Spielklassen, so dass der Passlauf eigentlich nur eine Verifizierung darstellt. Beschränkungen für Ausländer gibt es nicht; allenfalls könnte das Spielrecht versagt werden, wenn die Anmeldungen nicht rechtzeitig erfolgten oder bei Vereinswechseln die Abmeldung nicht formgerecht war.
Nach verlässlichen Informationen haben die Klubs weiter aufgerüstet. Titelverteidiger OSC Baden-Baden verstärkt seine „Weltauswahl“ weiter durch die deutsche Nummer 1 Arkadij Naiditsch (bisher TSV Bindlach-„Aktionär“) und wird wohl auf dem Wege zur erfolgreichen Titelverteidigung nicht aufzuhalten sein, zumal Angstgegner und Rekordmeister SG Köln-Porz das Team aus der 1. Bundesliga abgemeldet hat. Vizemeister Hamburger SK 1830 wird wohl den Überraschungscoup des Vorjahres nicht ganz wiederholen können. Die Hanseaten halten sich bis zuletzt bedeckt. Bis jetzt ist nur der Zugang eines Ergänzungsspielers bekannt. Der Vierte des Vorjahres TSV Bindlach-„Aktionär“ hat seine Tschechen-Fraktion zu Lasten des pfälzischen Absteigers SC Bann kräftig aufgestockt. Eine Medaille ist für die Oberfranken drin. Mit drei neuen Großmeistern, darunter auch Eppingens erfolgreichstem Punktesammler Georg Meier gehört auch Exmeister SV Werder Bremen zu diesem erlauchten Kreis. Auch Eppingens Reisepartner TV Tegernsee will sich nach einjähriger Pause wieder in den Kreis der Spitzenmannschaften zurückmelden. Bei der Oberbayern hat mit GM Volokitin (Spfr. Katernberg) ein ganz Großer angeheuert. Ob es sonst noch Zugänge gibt, ist nicht bekannt. Die SG Solingen und der SC Remagen werden sich weiterhin am Vorderfeld orientieren. Unter den „Kohlenpott“-Teams könnte dieses Mal Fast-Absteiger SV Mülheim-Nord die stärkere Mannschaft sein. Die Mülheimer haben mächtig aufgerüstet. Vorne taucht jetzt der russische ELO-Riese Dmitry Jakovenko (2.735) auf, während die Spfr. Katernberg den Abgang ihres Spitzenspielers einigermaßen durch Eppingens Evgeny Postny und den Griechen Halkias kompensieren können. Auch der SC Kreuzberg Berlin und der SV Wattenscheid sind etwas stärker geworden.
Und was machen die vier Aufsteiger, denen das besondere Augenmerk der Eppinger gilt?
Der SK Turm Trier 1877 vertraut der leicht verstärkten Aufsteiger-Mannschaft, vom Erfurter SK weiß man fast nichts, der Godesberger SK hat mit zwei zusätzlichen Großmeistern und zwei internationalen Meistern das Aufsteigerteam verstärkt und der vermeintliche „Prügelknabe“ SK Zehlendorf Berlin hat offenbar in letzter Stunde doch noch einen Geldgeber gefunden und drei Großmeister und drei internationale Meister – alle jung und von beachtlicher Spielstärke – „nachgeschoben“. Nur eine Drohkulisse?
Auffällig ist, dass meist nur die Zugänge und keine Abgänge genannt werden, so dass man sich wohl erst ein reales Bild machen kann, wenn die Ranglisten vorliegen. Und auch dann werden nur die Möglichkeiten der Klubs aufgezeigt; welche Spieler dann tatsächlich zum Einsatz kommen, wird von Runde zu Runde neu entschieden.
Und der SC Eppingen? Hier stehen den Abgängen von GM Postny und GM Meier und IM Rau drei Neuzugänge gegenüber: GM Sergey Tiviakov, GM Ferenc Berkes und GM Namig Guliyev. Also in etwa Gleichstand mit leichter Plustendenz. Auf jeden Fall wird es wieder eine schwere Saison für die Fachwerkstädter werden.
Auch bei den Eppingern werden nicht immer die stärksten Spieler am Brett sitzen, dazu haben die Kombattanten zu viele Verpflichtungen in ausländischen Ligen und bei Einzelturnieren. Aber diese Probleme teilt Teamchef Hans Dekan mit den Kollegen bei den anderen Vereinen.