4:4 im Schlagerspiel – Eppingen verliert gegen Bremen und schlägt Emsdetten

Der große Bundesligaevent in der Eppinger Hardwaldhalle hielt, was er versprochen hatte. Schon am Samstag verfolgten viele Freunde des königlichen Spiels die Partien der deutschen Spitzenmannschaften. Der gastgebende SC Eppingen –Zweiter nach dem 11. Spieltag – hatte mit dem SV Werder Bremen, der in Bestbesetzung antrat, eine harte Nuss zu knacken. Mit einem ELO-Schnitt von 2.669 waren die Hanseaten gegen das Eppinger Aufgebot (2.578) klar favorisiert. Aber es dauerte lange, bis die Gäste aus dem hohen Norden den erbitterten Widerstand der Fachwerkstädter endgültig gebrochen hatten. Den Anzugsvorteil mit den weißen Steinen nutzten die Gäste konsequent und legten den Grundstein für den späteren 4,5:3,5-Sieg; nur Europameister Sergei Tiviakov konnte am Spitzenbrett mit den schwarzen Steinen gegen den aserbaidschanischen Superstar der Bremer, Shakhriyar Mamedyarov – die Nummer 18 der Weltrangliste – dagegen halten und ein Remis erzwingen. Nach weiteren Remisen von Falko Bindrich und Namig Guliyev gegen erheblich wertungsstärkere Gegner unterlag an Brett 7 mit Zoltán Medvegy einer der eifrigsten Punktesammler der Kraichgauer in den letzten drei Jahren. An Brett 6 bezwang Peter Acs mit Georg Meier einen ehemaligen Teamkollegen eindrucksvoll und hielt seine Mannschaft so im Spiel. Lange stand es 2,5:2,5, aber die Vorteile der Werderaner verdeutlichten sich nach fünf Stunden. Nach einer weiteren Stunde mussten zuerst Peter Ruck und danach Zoltán Gyimesi kapitulieren. Damit war der Kampf entschieden. Bis 21:08 Uhr, also über sieben Stunden lang kämpfte der ungarische Landesmeister Ferenc Berkes gegen den ukrainischen ELO-Riesen Pavel Eljanov um eine Ergebnisverbesserung, die ihm mit dem Sieg nach 126 Zügen auch gelang.
Die Einzelergebnisse (Eppingen zuerst genannt): GM Tiviakov – GM Mamedyarov remis, GM Berkes – GM Eljanov 1:0, GM Gyimesi – GM Efimenko 0:1, GM Bindrich – GM Areshchenko remis, GM Ruck – GM Fressinet 0:1, GM Acs – GM Meier 1:0, GM Medvegy – GM Roiz 0:1, GM Guliyev – GM Nyback remis. Ein letztlich verdienter Bremer Sieg gegen tapfere Eppinger, die unterstrichen, dass sie im fünften Jahr ihrer Zugehörigkeit zur 1. Bundesliga tatsächlich zu den Spitzenmannschaften der Klasse gehören.
Parallel überspielte der Deutsche Meister OSG Baden-Baden (ELO-Schnitt 2.702) den Aufsteiger SK Turm Emdsdetten (2.462) glatt mit 7:1. Ganze zwei Remisen gab der Favorit an die Münsterländer ab.
Am Sonntag kam es dann zum „Spiel der Spiele“: OSG Baden-Baden gegen Werder Bremen. Noch niemals in der langen Bundesligageschichte waren zwei derart starke Mannschaften aufeinander getroffen: ELO-Schnitt 2.702 gegen 2.669 – 16 Großmeister der Extraklasse! Der Titelverteidiger aus der Bäderstadt suchte die Entscheidung – und geriet in Rückstand. Wie schon gegen Eppingen setzten die Hanseaten auf ihre Stärke an den weißen Brettern. Aber am Ende konnte das Grenke-Team den Vorsprung egalisieren. Der Meisterschaftssekt bleibt kalt gestellt. Dass das Team von der Oos am 28.-29.03.2009 an eigenen Brettern den vierten Titel in Folge holt, daran besteht aber kein Zweifel.
Im Schatten des Bundesligaschlagers tat sich der SC Eppingen gegen Neuling SK Turm Emsdetten schwer. Nach Remisen von Namig Guliyev, Peter Acs und Robert Ruck gerieten die Gastgeber sogar in Rückstand, als der 14-jährige Anish Giri gegen den 18-jährigen Falko Bindrich gewann – der zurzeit jüngste Großmeister der Welt (er muss noch vom Weltschachbund offiziell ernannt werden) gegen den jüngsten deutschen Großmeister! Aber danach hatte das Team aus dem Münsterland sein Pulver verschossen. Die noch laufenden vier Partien gingen sämtlich an die Fachwerkstädter: Sergei Tiviakov, der überragende Ferenc Berkes (nun 7 aus 8!), Zoltán Gyimesi und Zoltán Medvegy gewannen nach langem Kampf doch noch recht sicher. Die Einzelergebnisse (Eppingen zuerst genannt): GM Tiviakov – IM Feygin 1:0, GM Berkes – IM Janssen 1:0, GM Gyimesi – IM Spoelman 1:0, GM Bindrich – FM (GM) Giri 0:1, GM Ruck – IM Kabatianski remis, GM Acs – FM Richter remis, GM Medvegy – IM Zumsande 1:0, GM Guliyev – FM Bosman remis. Endergebnis: 5,5:2,5 für Eppingen, noch leicht über der ELO-Prognose von 5,28:2,72!
Den zweiten Platz mussten die Mannen aus dem Kraichgau zunächst abgeben, aber die Abstände auf den Plätzen zwei bis fünf sind mikroskopisch. Die besten Aussichten auf Platz zwei hat nun ausgerechnet der TV Tegernsee, der sein Team zum Ende der Saison zurückziehen will. Die Vizemeisterschaft wäre natürlich ein schönes Abschiedsgeschenk für die Oberbayern. Ihre Aufgabe gegen Trier und Remagen ist lösbar. Hingegen muss Solingen als aktueller Zweiter in Baden-Baden gegen die Gastgeber und Eppingen spielen und da können schon wichtige Punkte liegen bleiben. Auch Bremen kann noch mit aufs „Treppchen“. SF Berlin und Hamburg sind lösbare Aufgaben.

Meisterfeier in der 1. Bundesliga vertagt