Randnotizen vom Bundesliga-Wochenende am 28.02. / 01.03.2009 in Eppingen:
(beobachtet und zu Papier gebracht vom Eppinger Vorsitzenden Rudolf Eyer)
 Bundesligageschichte schrieben im Vorfeld der Wettkämpfe Baden-Baden, Bremen, Emsdetten und der gastgebende SC Eppingen, indem sich die Teams auf freiwilliger Basis verpflichteten, ihre Aufstellungen bereits am Donnerstagabend an Georgios Souleidis durchzugeben, der sie dann spätestens 18 Uhr ins Netz stellen sollte. Ein ganz neuer Service – nicht nur für die Zuschauer. Auch die Akteure fanden Gefallen an dieser Verfahrensweise, denn nun konnten sie sich gezielter auf ihre jeweiligen Gegner vorbereiten. Meine Nachfrage bei dem BL-Redakteur ergab, dass die Zugriffe auf die Site am Donnerstag und Freitag vor den Begegnungen zugenommen haben, leider nicht in signifikantem Maße. Trotzdem sollte diese Maßnahme meines Erachtens nicht – wie bei der letzten Tagung der Bundesligavereine in Kassel geschehen – von einigen Clubs a priori verdammt und als Benachteiligung für die „Amateure“ dargestellt werden. Ich konnte jedenfalls keinen Nachteil ausmachen und die Betroffenen (Spieler) wie auch die Öffentlichkeit (Zuschauer sowie Presse) reagierten durchweg positiv.
 Das Eppinger Team war wie üblich bereits am Freitag angereist. Das gemeinsame Abendessen mit den „Cluboberen“ bietet immer wieder Gelegenheit, sich auch mal über andere Dinge als Schach zu unterhalten. Und so erfuhr ich an diesem Abend eher beiläufig, dass Zoltan Medvegy mittlerweile ein Berufskollege von mir geworden ist. Der Physikingenieur hat bei der ungarischen Polizei als Sachverständiger angeheuert.
 Eine optische Bereicherung des großen Events in der „Hardwaldhalle“ stellte ohne Frage das handgearbeitete Gartenschachspiel dar, das der Kirchberger Kupferbildhauer Stefan Beitz im Foyer ausstellte. Der Meister hat es mit viel Liebe zum Detail und ausschließlich in Handarbeit angefertigt – ein garantiertes Unikat, das man auch kaufen kann…
 Ein Wiedersehen gab es für die Eppinger Funktionäre und die zahlreichen Zuschauer mit Georg Meier und Alexandr Kabatianski. Der sympathische IM zählt seit längerem zu den Stammkräften bei Aufsteiger Emsdetten. Ende der 90er Jahre hatte er zwei Jahre am Spitzenbrett für den SC Eppingen gespielt und wesentlichen Anteil am – damals freilich nicht eingeplanten und als eine Art Betriebsunfall eingestuften – Aufstieg der Fachwerkstädter in die 1. Bundesliga. Dieses Kapitel dauerte denn auch nur eine Saison. Für Georg Meier stellte sein ebenfalls 2-jähriges Gastspiel in Eppingen das Sprungbrett in die 1. Liga dar. Er bewies auf Anhieb, dass er eine Verstärkung für den SCE ist und trug nicht unerheblich zum Klassenerhalt bei, bevor es ihn am Ende der Saison 2006/2007 zu Werder Bremen zog.
 Auch an diesem Samstag hatte der Schachclub Eppingen wiederum einen Empfang für seine Sponsoren, Freunde und Gönner arrangiert. Der baden-württembergische CDU-Landesgeschäftsführer und MdB Thomas Strobl hatte sich angekündigt, musste aber kurzfristig wegen einer Erkrankung absagen. Dafür konnten wir unerwartet Hanno Dürr, den Ehrenpräsidenten des Württembergischen Schachverbandes, in unserer Mitte begrüßen. Sooft es seine Zeit erlaubt, kommt auch OB Klaus Holaschke zu den Heimspielen des SCE, dieses Mal in Begleitung seiner Stellvertreterin Margret Lang. Woran es lag, entzieht sich meiner Kenntnis. Aber in den diversen kurzen Grußbotschaften war an diesem Nachmittag auffallend oft die Rede von der traditionellen Rivalität zwischen Badenern und Schwaben (Nennung in alphabetischer Reihenfolge!), zumal ja auch sonntags das Fußballderby zwischen dem KSC und dem VfB bevorstand. Der bei dem Empfang ebenfalls anwesende Bremer Delegationsleiter Till Schelz-Brandenburg bewertete in einer Nachbetrachtung auf Werder’s Homepage denn auch die alte Rivalität zwischen den alten Hansestädten Bremen und Hamburg (wiederum in alphabetischer Reihenfolge!) im Vergleich dazu als „geradezu brüderliches Verhältnis“…
 Zum ersten Mal ein Heimspiel des SC Eppingen besuchte der 7-jährige Lars Harsch aus Bad Rappenau in Begleitung seines Vaters. Der Knirps spielt zwar seit einem Jahr Schach, aber irgendwann überkam ihn die Langeweile: Immer nur zuschauen!! Er ging deshalb in den Analysesaal, denn dort standen ja etliche Schachspiele, und fragte einen schwarzhaarigen Jungen, ob er nicht Lust auf eine Partie hätte. Hinterher bekannte Lars, dass er die Züge seines Gegners überhaupt nicht verstanden hat und dass das Match ziemlich schnell zu Ende war, genauso wie die obligatorische Revanchepartie, die ihm sein Gegenüber gewährte. Als er dies später seinem Trainer Willi Franke erzählte und ihm dann auch noch den Jungen zeigte, staunte der nicht schlecht: Lars’ Gegner war kein geringerer als Anish Giri…
 Ein Match im besonderen Interesse der Zuschauer und zugleich die „jüngste Paarung“ des Wochenendes bildete am Sonntag das Aufeinandertreffen des 14-jährigen russischen Ausnahmetalents und angehenden GM Anish Giri gegen den 4 Jahre älteren, allerdings bis über beide Ohren in Abitursvorbereitungen steckenden GM Falko Bindrich. Der Zittauer in Eppinger Diensten unterlag zwar, spielte aber trotzdem bisher eine ganz gute Saison.
 Herzlicher Applaus brandete am Sonntag im Turniersaal auf, als ich im Rahmen meiner obligatorisch kurzen Begrüßung einem Geburtstagskind unter den Spielern gratulieren durfte. Der Emsdettener FM Christian Richter feierte an diesem Tag seinen Geburtstag, wollte aber dennoch unbedingt gegen Eppingen antreten – ganz so, wie es sich für einen Schachenthusiasten gehört. Ob er sein Remis gegen Peter Acs auch als Present einstuft, weiß ich nicht. Aber das gute Viertele der „Heuchelberg Weingärtner“ aus Schwaigern, das ich ihm überreichte, dürfte ihm alle Male gemundet haben…
 Am Sonntag fand parallel zu den Bundesligabegegnungen auch das Verbandsspiel der Oberliga Baden gegen den Aufstiegsfavoriten aus Viernheim statt. Um die geografische Konfusion für die nördlich des Mains wohnhaften Schachfreunde zu perfektionieren: Viernheim liegt in Südhessen, spielt aber genauso in dieser Klasse wie der Schachclub aus dem ehemals Jahrhunderte lang badischen Eppingen, das 1973 aufgrund einer merkwürdigen Verwaltungsreform dem württembergischen Landkreis Heilbronn zugeschlagen wurde. Zurück zum Bericht: Für die Gastgeber setzte es eine herbe Niederlage. Jetzt müssen für den Klassenerhalt aus den verbleibenden Spielen noch ein paar Punkte her…
Rudolf Eyer

