Platz 4 für den SC Eppingen – Knapp am Medaillenrang vorbei
Ein äußert knapper Einlauf auf den Plätzen 2 bis 6 bescherte dem SC Eppingen in seiner bisher besten Bundesligasaison den respektvollen, aber undankbaren vierten Platz. Am Samstagabend hatten die Fachwerkstädter nach dem elften Saisonsieg gegen den SV Wattenscheid noch auf Platz zwei gelegen.
Den Titel- den vierten in Folge – hatte sich zu diesem Zeitpunkt schon die OSG Baden-Baden gesichert. Teamchef Sven Noppes wollte auf Nummer sicher gehen und hatte sogar den indischen Weltmeister Viswanathan Anand, der am Donnerstag noch beim Amber-Turnier (Schnellschach und Blindschach) in Nizza an den Brettern saß, einfliegen lassen. So gab es gegen den Zweiten SG Solingen einen glatten 6:2-Erfolg und die Meisterschale gleich mit. Der SC Eppingen als Reisepartner der Badestädter und aktueller Vierter der Tabelle hatte es mit den Bochumer Vorstädtern des SV Wattenscheid zu tun. Obwohl Hans Dekan auf seinen Topspieler Sergei Tiviakov verzichten musste und auch Jungstar Falko Bindrich wegen des Abiturs um Freistellung bat, war der Teamcoach zuversichtlich. Mit dem Deutschen Meister Arik Braun an der Spitze und allen sechs Ungarn im Aufgebot des SCE, dazu dem zuletzt überaus erfolgreichen Namig Guliyev sollte eigentlich nichts schief gehen. So kam es denn auch! Mit drei Siegen und fünf Remisen blieben die Eppinger beim 5,5:2,5 ohne Niederlage. Die Einzelergebnisse (Eppingen zuerst genannt): GM Braun – GM Macieja remis, GM Berkes – GM Rustemov 1:0, GM Balogh – GM Czarnota remis, GM Gyimesi – GM Appel remis, GM Ruck – GM Handke 1:0, GM Acs – FM Tereick 1:0, GM Medvegy – FM Sträter remis, GM Guliyev – FM Thiel remis. Endergebnis Eppingen – Wattenscheid 5,5:2,5. Das lag noch über der Prognose von 5,22:2,78! Da der TV Tegernsee überraschend gegen den SC Remagen verlor und der SV Werder Bremen keine Brettpunkte gut machen konnte, lagen die Eppinger zum zweiten Mal in dieser Saison auf Platz zwei und hatten vor der abschließenden 15. Runde alle Chancen auf das „Treppchen“.
Am Sonntagmorgen saßen zumindest in Baden-Baden wieder die gleichen Spieler am Brett wie am Tag zuvor. In Bremen dagegen hatte der SV Werder Bremen den englischen Großmeister Luke McShane eingeflogen, um seine Chancen im Kampf gegen den starken hanseatischen Rivalen Hamburger SK zu verbessern. Während Meister OSG Baden-Baden den SV Wattenscheid sicher mit 6:2 nieder hielt, entbrannte zwischen Eppingen und Solingen ein erbitterter Kampf, bei dem lang keine entscheidenden Vorteile eines Teams sichtbar wurden. Nachdem aber der stürmisch angreifende Arik Braun nach guten Chancen am Spitzenbrett von seinem niederländischen Gegner Daniel Stellwagen ausgekontert wurde, verflogen die Siegeshoffnungen der Fachwerkstädter. Als schließlich die Eppinger an den meisten Brettern ihre Gewinnversuche einstellen mussten und die Remisfähnchen aufgezogen wurden, führten die Klingenstädter mit 4:3. Doch es war wieder einmal Zoltán Medvegy, der mit seinem Sieg an Brett 7 wenigstens noch ein 4:4 retten konnte. Die Einzelergebnisse (Eppingen zuerst genannt): GM Braun – GM Stellwagen 0:1, GM Berkes – GM Nikolic remis, GM Balogh – GM Buhmann remis, GM Gyimesi – GM Naumann remis, GM Ruck – GM Ragger remis, GM Acs – GM Ernst remis, GM Medvegy – IM Hoffmann 1:0, GM Guliyev – IM Edouard remis. Endergebnis 4:4!
Inzwischen hatte der TV Tegernsee in Remagen mit einem Sieg gegen die SG Trier die Eppinger knapp überholt und beim Duell der Hansestädte in Bremen stand es 3,5:3,5. Luke McShane und Jan Gustafsson kämpften lange in einem Endspiel, das der Engländer schließlich für sich entschied. Erst jetzt waren die Eppinger Medaillenträume ausgeträumt. Schlimmer erwischte es noch die Solinger, die von Platz 2 nach der 13. Runde gleich auf Platz 6 im Endklassement abstürzten. So knapp war der Einlauf noch nie. Von Platz 6 bis Platz 7 klafft eine Lücke von 7 Punkten.
Die Trauer im Eppinger Lager hielt sich in Grenzen. In der bislang besten Bundesligasaison hat man nur gegen die drei Erstplatzierten verloren, gegen Solingen remisiert und nicht weniger als elf Begegnungen gewonnen. In der Fachpresse wird das Team aus dem Kraichgau längst als eine deutsche Spitzenmannschaft akzeptiert und gefeiert.
Auch die Leistungen der Einzelspieler können sich sehen lassen. Zoltán Medvegy und Namig Guliyev machten die hinteren Bretter zu einer Bank. Mit 10 Punkten aus 15 Partien erzielten sie nominell die meisten Punkte. Sie waren auch die Einzigen, die alle Begegnungen mitspielten.
Sportlich am höchsten zu bewerten ist die Leistung des ungarischen Landesmeisters Ferenc Berkes. An den Brettern 1 bis 3 erspielte er 8,5 Punkte aus 10 Partien, eine sagenhafte Performance von 2.847 und blieb dabei unbesiegt. Spitzenmann Sergei Tiviakov kam sechsmal zum Einsatz, für den „Globetrotter“ eine gute Quote. Seine 4,5 Punkte ergaben eine Performance von 2.801. Auch auf Zoltán Gyimesi und Peter Acs – die „Längstgedienten“ im SCE-Team – war Verlass. Nicht ganz so gut lief es heuer für Arik Braun. Der Deutsche Meister wurde für seine Risikofreude dieses Mal schlecht belohnt. Aber das kann sich schnell ändern.
Was gibt es sonst noch Berichtenswertes? Neben dem freiwilligen Absteiger TV Tegernsee müssen auch die SG Trier, der FC Bayern München und der USV TU Dresden die Klasse verlassen. Ersetzt werden sie durch die Gruppensieger der 2. Bundesliga: den SK König Tegel (Nord), die SG Köln-Porz (West), den Erfurter SK (Ost) und den HSK/Handschuhsheim (Süd).

