Die verbindlichen Bundesligaranglisten liegen jetzt vor
Etwas schwächer ist die Eliteklasse des deutschen Schachs schon geworden. Den jeweils freiwilligen Ausstieg der Spitzenmannschaften des Rekordmeisters SG Köln-Porz im Jahre 2007, des TSV Bindlach-„Aktionär“ im Jahre 2008 und zuletzt des TV Tegernsee im Jahre 2009 konnte die Liga bis heute nicht kompensieren.
274 Spieler haben die 16 Mannschaften gemeldet; maximal 288 hätten es sein können, aber einige Teams haben auf die zulässige Meldung zweier Jugendbretter ganz oder teilweise verzichtet. Fast die Hälfte der Gemeldeten (136) trägt den Titel „Großmeister“. Dazu kommen 68 „internationale Meister“ und 29 „FIDE -Meister“. Insgesamt acht Frauen stehen auf den Ranglisten, von denen die meisten eher seltener zum Einsatz kommen dürften.
Zwischenzeitlich haben die Deutschen mit 144 Meldungen wieder eine kleine Mehrheit, aber auf den Stammplätzen sieht das anders aus. Das zweitstärkste Kontingent stellen die Niederländer (16) vor den Ungarn und den Franzosen (jeweils 11) sowie den Russen und den Ukrainern (jeweils 10).
An den ersten 10 Brettern hat sich der ELO –Schnitt der Klasse von zuletzt 2.557 auf 2.548 unmerklich verschlechtert. Eine Prognose sieht auch in der neuen Saison die OSG Baden-Baden (2.724) vor dem SV Werder Bremen (2.662) und dem SV Mülheim-Nord (2.640). Dahinter liegen die SG „Aljechin“ Solingen (2.596), der SC Eppingen (2.586), der SC Remagen (2.583) und der SV Wattenscheid (2.578). Aus dem Kreis der „Großen Sechs“ des Vorjahres ist der TV Tegernsee bekanntlich ausgeschieden; ansonsten bestätigt sich der Zieleinlauf der letzten Saison.
Die OSG Baden-Baden hat den Inder Pentala Harikrishna „ausgemustert“ und dafür den Hamburger Vorkämpfer Jan Gustafsson ins Team genommen. Vizemeister Werder Bremen hat mit Vugar Gashimov einen weiteren Aseri (nach Shakhriyar Mamedyarov) an Land gezogen und damit den Fehdehandschuh in den Ring geworfen. Ob die Badestädter die Herausforderung ernst nehmen, bleibt abzuwarten. Der SV Mülheim-Nord hat den Russen Dmitry Jakovenko, der im letzten Jahr ohne Einsatz geblieben war, abgemeldet und durch seinen Landsmann Alexander Motylev (bisher SF Katernberg) ersetzt. Auch die SG Solingen hat sich bei den SF Katernberg „bedient“ und mit Erwin l’Ami sein Kontingent spielstarker Niederländer weiter erhöht. Der Vorjahresvierte SC Eppingen hat –ebenfalls von den schwächelnden SF Katernberg – Evgeny Postny nach zweijährigem Gastspiel zurückgeholt und mit der Weltranglisten-Fünften Anna Muzychuk (Slowenien/Ukraine) sowie der deutschen Spitzenspielerin Elisabeth Pähtz zwei junge Damen verpflichtet, die durchaus in der Lage sind, an den hinteren Brettern der Liga erfolgreich zu bestehen. Der SC Remagen schneidet bei den Prognosen immer bestens ab, aber die Rheinländer können ihr nominelles Potential nicht umsetzen und kämpfen alljährlich um den Klassenerhalt. Zu selten steht ihnen der viel beschäftigte Spitzenspieler Vassily Ivanchuk zur Verfügung. Sehr kompakt stehen die Bochumer Vorstädter des SV Wattenscheid da, die mit Nikita Vitiugov einen der jungen russischen Nachwuchsstars ans Spitzenbrett nachgemeldet haben.
Von den übrigen Vereinen werden der Hamburger SK (2.558), die SF Katernberg (2.534), die SG Trier (2.533), der SK Emsdetten (2.515) und die SF Berlin 1903 (2.501), die alle einen ELO-Schnitt an den ersten 10 Brettern über 2.500 haben, wohl den Klassenerhalt zum Saisonziel erklären.
Die übrigen vier Vereine werden das sicher auch tun. Aber der FC Bayern München (2.470), bei dem drei Tegernseer Großmeister “angeheuert“ haben und die Neulinge Erfurter SK (2.458) und HSK 1879/Handschuhsheim (2.433) sind potentielle Abstiegskandidaten und dem dritten Neuling SK König Tegel Berlin (2.389) geben die Experten keine Chance.
Die Eppinger haben mit ihrem vierten Platz in der letzten Saison eine Marke aufgestellt, die kaum zu überbieten sein wird. Der erweiterte Kader gibt jetzt größere Möglichkeiten der Disposition bei Terminüberschneidungen. Das von Vereinschef Rudolf Eyer und Teamchef Hans Dekan unisono ausgegebene Saisonziel „Klassenerhalt“ wirkt bescheiden, sollte freilich eher eine Untergrenze sein.
Nun fiebert man der neuen Saison entgegen, die den Eppingern zum Start ein langes Wochenende an eigenen Brettern beschert: am Freitag, den 16.10.2009 ab 16:00 Uhr wird zunächst Reisepartner SG Trier seine Visitenkarte in Eppingen abgeben. Am Samstag, den 17.10.2009 ab 14:00 Uhr steigt dann mit SC Eppingen gegen SV Mülheim-Nord ein echtes Spitzenspiel in der Hardwaldhalle (parallel SG Trier gegen SF Katernberg) und am Sonntag, den 18.10.2009 ab 10:00 Uhr spielen SF Katernberg gegen SC Eppingen und SV Mülheim-Nord gegen SG Trier.
Abschließend noch die Eppinger Kaderrangliste für die Saison 2009/10: 1. GM Tiviakov, 2. GM Postny, 3. GM Berkes, 4. GM Balogh, 5. GM Gyimesi, 6. GM Ruck, 7. GM Acs, 8. GM Braun, 9. GM Bindrich, 10. GM Medvegy, 11. GM Guliyev, 12. IM/WGM Muzychuk, 13. IM/WGM Pähtz, 14. IM Dr. Mann, 15. GM Vogt, 16. Dekan, 17. C.Noe.