Hohe Eppinger Niederlagen gegen Bremen und Hamburg
Es gibt Tage (oder Wochenenden), da bleibt man besser im Bett liegen. Das mag sich wohl Hans Dekan, der Teamchef der Eppinger Bundesligamannschaft gedacht haben, als er die Rückreise seines Teams aus den Businesslogen in der Ostkurve des Bremer Weserstadions organisierte und selbst –wie üblich – Fahrdienste übernahm. Die Kampfstätte, an der die Fortsetzung der Eppinger Siegesserie geplant war, wurde zur Zeugin zweier schwerer Niederlagen des Schachteams aus dem Kraichgau, die so nicht und schon gar nicht in dieser Höhe erwartet worden waren. Dabei hatte im Vorfeld alles so gut ausgesehen: 7 Großmeister plus die Nummer 6 der Frauenweltrangliste waren zur Stelle: mit einem ELO -Schnitt von 2.584,5 hat es selten zuvor ein so starkes Eppinger Bundesligateam gegeben.
Am Auftakt des Bundesligaevents am Freitag war der SC Eppingen noch nicht beteiligt. Die Fachwerkstädter reisten gerade an, als das Duell der hanseatischen Reisepartner Bremen und Hamburg bereits in vollem Gange war. Das deutlich favorisierte Team von der Weser tat sich schwer – wie immer beim Nordderby. Am Ende gab es ein 4:4. Interessanterweise punkteten die Hamburger an den letzten beiden Brettern, wo sie zwei Spieler einsetzten, die am Samstag und Sonntag nicht eingeplant waren.
Am Samstag erleben die Eppinger trotz guter Aufstellung gegen den SV Werder Bremen ein Debakel. Zunächst ließ sich die Begegnung recht ordentlich an. Csaba Balogh und Arik Braun remisierten in jeweils etwa ausgeglichener Stellung. Dann erzielte Spitzenspieler Evgeny Postny trügerischen Materialgewinn und wurde von seinem ukrainischen Gegner in seiner obligatorischen Zeitnot prompt bestraft. 2:1 für Bremen! Eppingen konnte um die Zeitkontrolle durch die erstmals eingesetzte 19-jährige Slowenin Anna Muzychuk, die clever und nervenstark in ein gewonnenes Endspiel abwickelte, noch einmal ausgleichen. Es war das letzte Erfolgserlebnis der Eppinger an diesem Wochenende! Danach geriet die sonst so sichere ungarische Phalanx zunehmend unter Druck. Zoltan Gyimesi kämpfte in einem nachteiligen Endspiel lange, aber erfolglos. Ferenc Berkes hätte ein Remis durch Zugwiederholung erreichen können, spielte aber aus mannschaftsdienlichen Gründen weiter. Als sein Gegenangriff ins Stocken geriet und er aufgeben musste, war die Vorentscheidung gefallen. Beim Stand von 2:4 waren die Chancen, das Ruder noch einmal herum zu reißen, gleich Null. Nach tapferem Kampf musste auch Robert Ruck einsehen, dass die gegnerischen Freibauern zu stark waren. Es war schon in der siebten Stunde, als Zoltan Medvegy seine verbissenen Gewinnbemühungen in einem fast immer ungewinnbaren Endspiel (Turm und Läufer gegen Turm) aufgab und ins Remis einwilligte. Die Einzelergebnisse (Eppingen zuerst genannt): GM Postny – GM Eljanov 0:1, GM Berkes – GM Fressinet 0:1, GM Balogh – GM Areshchenko remis, GM Gyimesi – GM Roiz 0:1, GM Ruck – GM Nybäck 0:1, GM Braun – GM Hracek remis, GM Medvegy – GM Babula remis, IM/WGM Muzychuk – IM Llaneza Vega 1:0. Endergebnis: 5,5:2,5 für Bremen (die Prognose hatte die Bremer mit 4,50:3,50 vorne gesehen).
Parallel gab es eine große Überraschung. Die Eppinger Reisepartner aus Trier bezwangen den favorisierten Hamburger SK mit 4,5:3,5. Damit konnte man nach der desolaten Vorstellung der Römerstädter beim Eppingen Bundesligaevent nicht rechnen!
„Schlimmer kann es nicht mehr kommen“, dachten die Eppinger nach der Niederlage gegen Bremen. Aber es kam schlimmer! Im Spiel gegen den Hamburger SK von 1830 half auch die Erinnerung an die erfolgreiche Historie nichts. Die Fachwerkstädter hatten beim 2:6 keine Chance, obwohl sie als leichter Favorit in die Begegnung gegangen waren (Prognose: 4,47:3,53). Nach den vertretbaren Auftaktremisen von Ferenc Berkes und Csaba Balogh geriet Zoltan Medvegy in ein verlorenes Endspiel und die Tragödie des SCE begann. Als schließlich an Brett 8 Anna Muzychuk dem Sturmangriff ihres wertungsschwächeren Gegners erlag, gingen die Eppinger mit einem 1:3-Rückstand in die Verlängerung. Und es war kein Land in Sicht! Arik Braun mühte sich mit einem Minusbauern im Damenendspiel chancenlos und Robert Ruck hoffte mit einer Minusfigur auf ein Wunder. Auch von Evgeny Postny, der recht sicher operierte und Zoltán Gyimesi, der kleine, aber kaum realisierbare Vorteile hatte, war keine entscheidende Hilfe zu erwarten. Und so kam es! Braun und Ruck verloren, Postny und Gyimesi remisierten, alle nach langem, tapferem Kampf. Die Einzelergebnisse (Eppingen zuerst genannt): GM Postny – GM Wojtaszek remis, GM Berkes – GM Kempinski remis, GM Balogh – GM Rogazenco remis, GM Gyimesi – GM Rasmussen remis, GM Ruck – GM Dr. Ftacnik 0:1, GM Braun – GM Dr. Müller 0:1, GM Medvegy – IM Heinemann 0:1, IM/WGM Muzychuk – IM Reeh 0:1. Endergebnis: 6:2 für Hamburg! Parallel musste sich Trier nach erbittertem Widerstand den Bremer Gastgebern mit 3:5 beugen.
Nach den beiden herben Niederlagen sind die Eppinger zunächst einmal ins Mittelfeld zurückgefallen (Platz 6). Der nächste Spieltermin ist am 12.-13.12.2009 in Heidelberg.
Eigentlich wäre „Wiedergutmachung“ angesagt. Gegen den Gastgeber und alten Bezirksrivalen Heidelberger SK 1879/Handschuhsheim ist ein Erfolgserlebnis schon denkbar, aber sonntags wartet der Deutsche Meister OSG Baden-Baden, der Reisepartner der Universitätsstädter, der alles andere als ein Aufbaugegner für das Team aus dem Kraichgau sein wird. Das sonntägliche 8:0 der Badestädter gegen den armen Aufsteiger Erfurter SK spricht Bände. Da wird sich Teamchef Hans Dekan schon was ausdenken müssen!

