(beobachtet und zu Papier gebracht vom Eppinger Vorsitzenden Rudolf Eyer)

Es ist schön zu wissen, dass mittlerweile andere Schachvereine aus dem „Ländle“ mit dem SC Eppingen Hoffen und Bangen: Wenige Tage vor den Wettkämpfen erreichte mich eine schriftliche Anfrage des Schachklubs HP Böblingen, ob wir am Rande unserer Bundesligaheimspiele Werbe-Flyer für das dortige Open auslegen würden, die gleich mitgeliefert wurden. Natürlich war das für uns überhaupt keine Frage! Besonders gefreut haben wir uns über den Schlusssatz dieses Schreibens: Wir wünschen Euch für die Heimspiele alles Gute und 4 Punkte sollten für den SCE drin sein…

Herzlicher Applaus im Turniersaal brandete auf, als ich am Samstag vor Spielbeginn gleich zwei verdiente Eppinger Mannschaftsmitglieder ehren konnte: Sergei Tiviakov kam nach seinem überzeugenden Sieg bei der Europameisterschaft zum ersten Male in den Kraichgau. Auch Youngster Arik Braun absolvierte die ersten Heimspiele nach seiner Bronzemedaille bei der U 20 und der am Rande der Schacholympiade in Dresden vollzogenen Verleihung des GM-Titels. Beide erhielten jeweils ein erlesenes Tröpfchen der „Heuchelberg Weingärtner“ aus Schwaigern. Seit vielen Jahren gehört dieses Unternehmen zu den Gönnern des Clubs aus Baden.

Aber auch die übrigen Aktiven brauchten nicht zu darben, denn in dieser Saison findet ein schöner Brauch bei den Heimspielen des SC Eppingen seine Fortsetzung: Diskret in rotem Papier eingeschlagen finden Freund und Feind samstags ein gutes Viertele der „Heuchelberg Weingärtner“ aus Schwaigern neben ihren Brettern vor. Sonntags darf dann ein Pils der Sorte „Unser Bestes“ aus dem Braukessel der Eppinger Privatbrauerei Palmbräu nicht fehlen (allerdings wies Schiri Volker Widmann ausdrücklich darauf hin, dass der Genuss erst nach den Partien erlaubt ist). Leider sind die Überlebenschancen dieses eng mit Eppingen verflochtenen, nun aber in wirtschaftliche Schwierigkeiten steckenden Unternehmens dem Vernehmen nach sehr gering.

Schach total in der Eppinger Hardwaldhalle! Parallel zu den Bundesligabegegnungen am Sonntag Baden-Baden gegen Kreuzberg und Dresden gegen Eppingen trug die 2. Mannschaft der Kraichgaustädter ihr Match in der Oberliga Baden gegen den alten Rivalen SK Freiburg-Zähringen aus. Das Endergebnis 4 : 4 dürfte beiden Teams im Kampf gegen den Abstieg nichts oder nur wenig nutzen. Darüber hinaus waren am Sonntag die „Alete-Teams“ Eppingen VIII und IX im Einsatz, die ihre Sache mit einem Mannschaftsremis bzw. mit einer knappen Niederlage gar nicht schlecht machten.

Mit Falko Bindrich erlebten die zahlreichen Zuschauer erstmals einen der Eppinger Neuzugänge live an heimischen Brettern. Natürlich stürzten sich auch die Redakteure und Fotografen der „Heilbronner Stimme“ auf den knapp 18-jährigen Sachsen. In dem Interview stellte sich heraus, dass Falko wesentlich mehr Bammel vor seinem Referat in Russisch hat, das er am nächsten Montag halten musste, als vor den beiden Bundesliga-Partien des Wochenendes – und dies bitte ich nicht als Diskreditierung seiner Gegner zu verstehen. Vorgegebenes Thema: Er sollte sich dabei über seine liebste Zeitschrift auslassen. Klar, dass sich Falko für eine Schachzeitung entschied.

Vater Oswald Bindrich nutzte seinen ersten Aufenthalt in der „Fachwerkstadt mit Pfiff“ am Samstagvormittag zu einem ausgiebigen Spaziergang durch die historische Altstadt. Auch Hans-Walter Schmitt, der gemeinsam mit Sven Noppes das Team des amtierenden Deutschen Meisters Baden-Baden betreute, machte sich – mit einem Fotoapparat bewaffnet – am Sonntag auf zu einem Bummel durch das „Badische Rothenburg“

Bereits zum zweiten Mal nahm Emese Medvegyne die lange Anfahrt aus Budapest in Kauf, um Ihren Mann Zoltan nach Eppingen zu begleiten, der seit vielen Jahren für die Kraichgaustädter ans Brett geht und zu den eifrigsten Punktesammlern zählt. Seine Frau Emese, die selbst ganz gut Schach spielt (ELO 2000), sorgte für etwas Heiterkeit bei den Presseleuten, als sie in einem Interview die Einschätzung ihres Vaters wider gab. Der bewertet als größten schachlichen Erfolg seiner Tochter, dass sie vor Jahren GM Zoltan Medvegy bei einem Studententurnier an der Uni Budapest kennen gelernt und später geheiratet hat.

Traditionell arrangiert der Schachclub Eppingen bei seinen Heimspielen samstags einen Empfang für seine Sponsoren, Freunde und Gönner. Dieses Mal beehrte ein ganz besonderer Gast die Kraichgauer: Eberhard Gienger, der vielfache Deutsche Meister und Exweltmeister am Reck, fand den Weg nach Eppingen – aber nicht etwa, um in der „Hardwaldhalle“ öffentlich Leibesübungen zu absolvieren. Nein, er kam vielmehr als Bundestagsabgeordneter des Wahlkreises Neckar-Zaber. Und wenn beim DSB bekannt gewesen wäre, dass „Ebse“ selbst Schach spielt, dann hätte man ihn eventuell als prominenten Olympiabotschafter gewinnen können. Der Politiker war jedenfalls von diesem Bundesligaevent so angetan, dass er spontan erklärte, auch beim nächsten Heimspielwochenende der Eppinger Ende Februar / Anfang März dabei zu sein.

Als sehr fairer Verlierer erwies sich Reinhard Müller, der das Team aus der Hauptstadt coachte. Dass man dem erfolgreichen Team gratuliert, ist in der Bundesliga inzwischen guter Brauch. Als keineswegs selbstverständlich stufe ich indessen ein, wenn ein Mannschaftsführer die Ausrichtung der Veranstaltung und die Begleitumstände gegenüber den Medien so herzlich (und ehrlich) lobt, wie dies der Kreuzberger Verantwortliche getan hat. Dafür nochmals vielen Dank, Reinhard!

Rudolf Eyer

Randnotizen vom Bundesliga-Wochenende am 13. und 14.12.2008 in Eppingen:

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