(beobachtet und zu Papier gebracht vom Eppinger Vorsitzenden Rudolf Eyer)

Das zweite und in dieser Saison letzte Heimspielwochenende brachte für den SCE etwas völlig Neues: Zum ersten Mal in unserer fast 60-jährigen Vereinsgeschichte berichtete ein Fernsehteam über einen Mannschaftskampf. Ich bin mir sicher, dass dies nicht allein auf unseren aktuellen 3. Tabellenplatz zurückzuführen ist, sondern auch auf die wohl klingenden Namen unserer Gegner: Aufsteiger Nickelhütte Aue und – vor allem – Bayern München. Klar, dass die meisten Zeitgenossen in erster Linie an die Kicker denken, wenn sie den bajuwarischen Vereinsnamen hören. Ich vermute mal, bei den Fernsehredakteuren wird dies ähnlich gewesen sein.

Am Dienstag vor dem Wochenende kam in „Stimme.tv“ (Internetfernsehen des Medienunternehmens „Heilbronner Stimme“) ein zweiminütiger Vorbericht zum Schachwochenende in der Fachwerkstadt. Am Donnerstag erschien in dem Blatt ein großer Zeitungsbericht und freitags wurde ich als Vorsitzender des SCE in der Serie „Auf den Punkt“ zu 4 allgemeinen Sportfragen interviewt. Den ausführlichsten Vorbericht (für alle Experten: ein „Vierspalter“ mit einem großen Foto von Csaba Balogh, unserem Spitzenspieler in dieser Doppelrunde) hatten wir am Samstag zweifellos der Tatsache zu verdanken, dass die Mannschaftsaufstellungen bereits seit Donnerstag auf der Bundesliga-Homepage veröffentlicht und der Öffentlichkeit bekannt waren. Allen Bremsern dieser bislang noch freiwilligen Regelung schreibe ich ins Stammbuch, dass sie mit ihrem strikten Veto dem Schachsport einen äußerst schlechten Dienst erweisen. Wie mir scheint, ahnen viele von ihnen gar nicht, welcher Möglichkeiten der Außendarstellung sie sich selbst berauben. Das Dumme daran ist: leider nicht nur sich selbst, sondern auch alle übrigen Bundesligavereine!! Schließt man die üblichen Ergebnisberichte vom Montag noch in diese Betrachtung ein, dann stand die Randsportart Schach in unserer Region fast eine Woche im Focus der Medien. Darüber sollten sich diese Damen und Herren mal völlig unvoreingenommen ein paar Gedanken machen.

Ein Highlight erlebte am Freitagabend der Eppinger Schachnachwuchs. GM Lothar Vogt nahm sich zwei Stunden Zeit, um mit ihnen zu trainieren. Klar, dass der A-Schein-Inhaber mit großem Hallo begrüßt wurde. Die Jungs waren begeistert von Trainer und Training. Das gemeinsame Erinnerungsfoto wird deshalb bei den Jugendlichen sicherlich einen Ehrenplatz erhalten.

Kontrovers erörterten wir Verantwortlichen den Wunsch des Fernsehteams, eine halbe Stunde vor Spielbeginn am Samstag zwei Eppinger Mannschaftsmitglieder zu interviewen. Diese Diskussion verebbte indessen rasch, nachdem die gewünschten Gesprächspartner ohne großes Nachdenken ihre Zustimmung signalisierten. Die deutsche Schachlegende Lothar Vogt sowie das Eppinger Urgestein und (wie er sich selbst bisweilen bezeichnet) der „Hobbyspieler“ Dr. Christian Mann meisterten diese zusätzliche Herausforderung im Vorfeld der Kämpfe souverän.

Apropos Urgestein: Im Rahmen meiner Begrüßung am Samstagmittag hatte ich die Ehre, nach seinen beiden Teamkollegen Zoltan Gyimesi und Zoltan Medvegy nun auch Dr. Christian Mann mit der „Vereinsnadel in Bronze“ für mehr als 100 absolvierte Mannschaftskämpfe auszuzeichnen. Der Jubilar geht im Vergleich zu den beiden Magyaren schon viel länger für den SCE an die Bretter: von 1991 bis 1993 und seit 1995 bis heute – ohne Unterbrechung. Allerdings sah und sieht Christian Schach lediglich als Freizeitbeschäftigung und nicht mehr als Leistungssport. Das Hauptaugenmerk des studierten Archäologen lag schon immer auf seinem Beruf, woraus sich die lange Anlaufzeit für die bronzene Vereinsnadel erklärt. Natürlich darf bei einer Ehrung in einer ausgesprochenen Weingegend ein gutes Tröpfchen aus Schwaigern nicht fehlen.

Aber auch die übrigen Aktiven brauchten nicht zu darben, denn auch an diesem Wochenende fand ein schöner Brauch bei den Heimspielen des SC Eppingen seine Fortsetzung: Diskret in rotem Papier eingeschlagen finden „Freund und Feind“ samstags ein gutes Viertele der „Heuchelberg Weingärtner“ aus Schwaigern neben ihren Brettern vor.

Wiederum scheuten an diesem Wochenende einige Zuschauer mehr als 200 km lange Anfahrtswege (wohlgemerkt: die einfache Strecke!) nicht, um das Eppinger Bundesligaspektakel live zu erleben. Bereits zum zweiten Mal weilten in dieser Saison Schachfreunde aus Vöhringen mit ihrem engagierten Vorsitzenden Walter Schlecker im Kraichgau. Die Sonntagsbegegnungen verfolgten u.a. einige Nachwuchsspieler des SC Balingen mit ihrem Trainer. Ich nehme an, sie werden den SCE ebenfalls in guter Erinnerung behalten, obwohl ihr Wagen bei der Rückfahrt zunächst streikte (das eingeschaltete und leider vergessene Abblendlicht ließ grüßen). Aber „Mutti“ Gisela Funk, die gute Seele des Vereins im Servicebereich und auf (fast) alles eingerichtet, hatte natürlich auch ein Starthilfe-Kabel in ihrem Auto….

Natürlich fand am Samstagnachmittag der obligatorische Sponsorenempfang statt, zu dem auch die Betreuer unserer Gäste eingeladen sind. Der Eppinger OB Klaus Holaschke – ein regelmäßiger Besucher der Heimspiele – freute sich in seiner kurzen Ansprache über den aktuellen Höhenflug „seines“ Teams. Augen zwinkernd fügte der Oberbürgermeister in Richtung des Münchner Kapitäns Dr. Günter Schütz hinzu, dass nicht nur das Münchner Rathaus über einen Balkon verfüge, sondern auch das Eppinger – falls man mal einen Deutschen-Meister-Titel feiern müsse….

Am Sonntagmorgen nach der Begrüßung der Mannschaften überreichte mir Cliff Wichmann, der Teamchef aus Aue, als Gastgeschenk den Wimpel seines Vereins. Obwohl ich mich leider nicht revanchieren konnte und ihn deshalb um Nachsicht bat, fand ich die Idee super. Ich versicherte Schachfreund Wichmann, dass der Wimpel in unserem Vereinsraum einen Ehrenplatz erhalten wird.

Leider war am Sonntag das Heimspiel der Eppinger Reserve in der „Hardwaldhalle“ nicht von Erfolg gekrönt: Die Gastgeber verloren ihr wichtiges Oberligamatch gegen die SG Dreisamtal Kirchzarten knapp mit 3,5 : 4,5 Punkten und mussten damit einen kleinen Rückschlag im Kampf um den Klassenerhalt hinnehmen. Dennoch strahlt das Team weiterhin Zuversicht aus, dieses Ziel zu erreichen. Drücken wir der Mannschaft einfach die Daumen…

Rudolf Eyer

Randnotizen vom Bundesliga-Wochenende am 5. und 6. Februar 2011 in Eppingen

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