Jugendopen.

(GM Peter Acs bei der Analyse seiner Partie mit unserem Nachwuchstalent Tobias Hermann)

Beobachtet von dem Eppinger Vereinsvorsitzenden Rudi Eyer!

Aus der Not machte der SCE bei seinen ersten beiden Heimspielen in dieser Saison eine Tugend (oder besser – eine Jugend): Nachdem der Vorfall von Mülheim mit Falko Bindrich noch immer in der Schwebe ist, hat sich der SC Eppingen bekanntlich entschlossen, bis zur endgültigen Klärung der Betrugsvorwürfe auf ihn zu verzichten. An seiner Stelle kam an diesem Wochenende das sechzehnjährige „Eppinger Eigengewächs“ Christopher Noe zu seinen ersten Bundesligaeinsätzen. Chris bestand seine Feuertaufe mit Bravour. Zwar unterlag er am Samstag nach hartem Kampf dem 2427 Elopunkte „schweren“ finnischen IM in Berliner Diensten, Mikael Agopov. Dafür steuerte er am Sonntag mit seinem Erfolg über den Forchheimer Nachwuchsspieler Eduard Miller einen vollen Punkt bei zu dem Rekordsieg von 7,5 : 0,5 in der Eppinger Bundesligageschichte. Natürlich war die Bundesligapremiere eines in in der Fachwerkstadt aufgewachsenen und vom SCE ausgebildeten Jugendspielers das Thema Nummer 1 in der „Hardwaldhalle“. Sein Einsatz erregte deshalb auch viel Aufsehen nicht nur in den Medien, sondern auch bei den Zuschauern und – nicht zu vergessen – bei den anwesenden Sponsoren.
Der Eppinger Spieler Zoltan Medvegy avancierte zum Phantom dieses Wochenendes, obwohl der Ungar nicht in Deutschland weilte. Wie das?? Durch einen Übertragungsfehler tauchte am Samstag sein Name vor dem Rundenstart plötzlich in der Mannschaftsaufstellung auf. Der Fehler wurde rechtzeitig bemerkt und korrigiert. Als dann am Sonntagmorgen die Spielernamen auf einer Ergebnisübersicht für die Zuschauer im Turniersaal aufnotiert wurden, tauchte der Name Medvegy abermals auf. Arik Braun trug wesentlich zur Entdeckung und Bereinigung dieses kleinen Fehlers bei, indem er die Verantwortlichen darauf hinwies, dass er selbst in dieser Übersicht fehlen würde. Die Liste wurde also schnell korrigiert. Aber als die Übertragung der Partien im Live-Portal begann, wer tauchte da unvermittelt an Brett 6 auf? Die geneigte Leserschaft ahnt es bereits, „das Phantom“ hat erneut zugeschlagen. Reinhard Faber, seines Zeichens Schriftführer des SCE und Chef der Eppinger Liveübertragungen ins Internet, verbesserte schnell auch diesen kleinen Lapsus, noch bevor Schach-Deutschland darauf aufmerksam wurde.
Vor Beginn der Kämpfe zeigte ich Rainer Polzin im Rahmen eines kleinen Rundgangs noch kurz die „Hardwaldhalle“, die „Stadthalle“ und die „Mensa“. Dort könnte 2014 eine zentrale Endrunde stattfinden. Der Schachclub Eppingen bemüht sich um die Ausrichtung der Finalrunde, weil der Verein in diesem Jahr 60 Jahre alt wird und eine zentrale Veranstaltung der Bundesliga gut tun würde, wie man an der Auftaktveranstaltung 2011 in Mülheim bereits gesehen hat. Der Berliner Mannschaftskapitän bekleidet bekanntlich auch das Amt des 2. Vorsitzenden des Schachbundesliga e.V. Er zeigte sich sehr angetan von den räumlichen Möglichkeiten in der Kraichaumetropole und bestärkte die Eppinger darin, bei der nächsten Tagung aller Bundeligavereine im Januar 2013 in Kassel einen entsprechenden Antrag einzubringen.
Ein Generationswechsel wurde an diesem Wochenende im Servicebereich in die Wege geleitet, nachdem der Großteil unseres über viele Jahre bewährten Damenteams um Gisela Funk aus den unterschiedlichsten Gründen leider nicht mehr zur Verfügung steht. Erfreulicherweise engagierten sich etliche „Schachmütter“, aber auch einige aktive Mitglieder männlichen Geschlechts in der Küche, so dass die Versorgung von Spielern und Betreuern wiederum reibungslos klappte.
Mit gemischten Gefühlen fieberte ich dem Sponsorenempfang entgegen, der bei allen Eppinger Bundesligaheimspielen traditionell samstags gegen 17 Uhr auf dem Programm steht. Würden sich die Ereignisse von Mülheim bei unseren Freunden und Gönnern negativ auswirken? Würde der ein oder andere aufgrund dieses unliebsamen Vorfalls dem Empfang fernbleiben? Mit großer Erleichterung stellte ich fest, dass sich am späten Nachmittag doch eine stattliche Zahl von Ehrengästen im Foyer der „Hardwaldhalle“ einfand: Unter ihnen befanden sich Oberbürgermeister Klaus Holaschke, der – wenn irgend möglich – alle Heimspiele „seines“ SCE besucht, und Thomas Geier, der stellvertretende Vorstandssprecher der „Volksbank Kraichgau“. Er war ostentativ an der Spitze einer mehrköpfigen Delegation seines Kreditinstituts zu dem Samstagmatch erschienen. Richtig beruhigt war ich allerdings erst, als beide in ihren kurzen Ansprachen versicherten: „Wir stehen zum SC Eppingen – egal wie dieser Fall ausgeht..“
Beim abendlichen Mannschaftsessen saß ich neben Namig Guliyev, der an Brett 7 mit den schwarzen Steinen fast in Rekordzeit einen Punkt zum ungefährdeten 5 : 3 – Erfolg über die Berliner Schachfreunde beigesteuert hatte. Ich fragte ihn, wann er von seinem Gewinn überzeugt gewesen sei. Er entgegnete, dass er als Schwarzspieler bereits nach dem 5. Zug mit seiner Stellung sehr zufrieden gewesen sei. Und nach dem 8. Zug sei er sich sicher gewesen, dass er die Partie gewinnen würde. Ich fragte mich, ob sich hier der reichhaltige Erfahrungsschatz eines Schachprofis niederschlägt oder ob unser Aseri vielleicht sogar über seherische Fähigkeiten verfügt?
Etwas verwundert, vielleicht sogar verunsichert schauten am Sonntag kurz vor 13 Uhr die Aktiven im Turniersaal, Schiedsrichter Dr. Holger Moritz und die für Eppinger Verhältnisse übersichtliche Zuschauerzahl drein, als plötzlich eine uniformierte Polizeibeamtin den Raum betrat. Mancher mag sich gefragt haben, ob die Gastgeber jetzt sogar die Ordnungshüter eingeschaltet haben, um auf alle Fälle die Einhaltung der Turnierordnung zu gewährleisten!? Aber spätestens nach einem Begrüßungsküsschen für den Vereinspräsidenten war den Anwesenden klar, dass diese Vermutung nicht zutraf. Des Rätsels einfache Lösung: Nach Ende ihres Frühdienstes hatte Marion Eyer auf dem Nachhauseweg einen kurzen Stopp in der „Hardwaldhalle“ eingelegt, um ihren Gatten (und Verfasser dieser Zeilen) am Sonntag wenigstens kurz zu sehen, bevor sie sich Schlafen legte. Denn um 19.45 Uhr begann bereits wieder ihr Nachtdienst….

Rudolf Eyer

Randnotizen vom Bundesliga-Wochenende am 10. und 11. November 2012 in Eppingen

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