Noch herrscht, was die „Profiabteilung“ betrifft, Bärenruhe beim SC Eppingen. Die Wogen, die sich durch die – allzu kurzfristig, wie Teammanager Hans Dekan jedenfalls beklagte – neu eingeführte Verpflichtungserklärung aller Bundesligaspieler hinsichtlich Dopings kurzzeitig auftürmten, haben sich anscheinend wieder geglättet. Gegenüber dem Schachbundesliga e.V. – rechtlich war das vorher unklar geregelt – müssen sich alle Bundesligaspieler schriftlich verpflichten, auf Doping, insbesondere aber auch elektronisches Doping (also Betrug durch Zuhilfenahme von Schachrechnern), nicht nur garantiert zu verzichten, sondern eben dann auch bestimmte, u. U. drakonische Strafmaßnahmen zu akzeptieren. Warum die Aufregung? Beim SC Eppingen hatte man diese Verpflichtung zwischen Verein und Spieler sowieso vertraglich geregelt, sodass es nun – so die Befürchtung des Teammanagers – zu einem Dreiecksproblem zu werden drohte zwischen Verein, dem Schachbundesliga e.V. und den Spielern. Grundsätzlich begrüßt man natürlich in Schachkreisen diese verstärkte Bemühung, Doping im Schach zu bekämpfen, erst recht wegen der zunehmenden Möglichkeiten, mithilfe elektronischer Mittel zu betrügen, was leider immer einfacher zu bewerkstelligen ist und deshalb immer öfter zu Verdachtsfällen führt. Ganz vom Tisch ist die Angelegenheit, was die Bundesliga betrifft, trotz ruhigerem Wellengang nicht, denn ein Spieler, der seine Unterschrift verweigert, erhält für die gesamte Saison kein Spielrecht. Die Hoffnung, dass dieser Fall nicht eintreten wird, ist allerdings sehr groß. Ob die Hoffnung trügt, wird schon die erste Runde zeigen, die am 12.Oktober um 14 Uhr beginnt!
Für die Kraichgaustädter beginnt sie beim Reisepartner in München, dann um 14 Uhr gegen den SV Wattenscheid. Was die Bundesligaspieler des SC Eppingen angeht, ist man sich sicher, alle Verpflichtungserklärungen zu erhalten. Und so könnte Eppingen einerseits beruhigt in die erste Runde gehen, denn überraschenderweise ist Wattenscheid nicht mehr ganz so stark aufgestellt wie in den letzten Jahren. Und eben dieser Saisonauftakt ist für den Club doch nicht pure Normalität. Zum einen hat man möglicherweise, wenngleich gewissermaßen nur unbewusst Angst vor einem Auftaktdesaster wie im letzten Jahr, zum andern hat man das 60-jährige Jubiläum und die Schlussveranstaltung mit allen Teams in Eppingen vor Augen, das man mit einer würdigen Saisonleistung begehen will.
Was kann man erwarten, vom SC Eppingen, von der Saison im Allgemeinen? Ãœber den klaren Favoriten, die OSG Baden-Baden, muss man kein Wort verlieren, außer dass es der erste Gegner der Eppinger in der zentralen Endrunde am 4.April 2014 sein wird. Und dass der erklärte WM-Favorit Magnus Carlsen – noch im Herbst dieses Jahres beginnt das Duell um die Weltmeisterschaft – nicht mehr für die OSG Baden-Baden spielen wird, schwächt die Mannschaft aus Baden um den amtierenden Weltmeister „Vishy“ Anand (ja, wen das jetzt irritiert, beide Spieler waren letzte Saison für die OSG Baden-Baden nominiert, Carlsen hat allerdings keine einzige Partie für den deutschen Meister gespielt) nicht so erheblich. Am zweitstärksten in der Liga aufgestellt ist nominell der SV Mülheim Nord .Und eben diese Mülheimer sind der Gegner des SC am zweiten Spieltag der ersten Runde in München, neben Solingen fast so was wie ein Angstgegner der Eppinger. Nun ja, wer weiß! Auf jeden Fall ein sehr richtungweisendes Match für beide Teams. Glückauf! Im letzten Spiel der Saison wird Eppingen im Derby auf die „Karpov- Hockenheimer“ treffen, die sich erheblich verstärkt haben (u.a. mit dem ungarischen Jungstar Rapport und dem Schachsenior Sokolov) und nominell zu den Topteams gehören. In der offiziellen Rangliste ist Hockenheim sogar die Nummer 5. Wenn man’s etwas genauer nimmt, wie Dietmar Gebhard vom SC Eppingen, und nur die ersten 10 Bretter mit in die Prognose einfließen lässt, stünde Eppingen ebenfalls auf Platz drei hinter Mülheim und Hockenheim auf Platz sechs. So weit die Theorie. In der Praxis kämpfen aber nur die Schachgiganten gegeneinander, die auch vor Ort sind, und da gibt es für die Vereine so die eine oder andere unangenehme Ãœberraschung, weil die Schachsportler weltweit zugange sind und manchmal auch kurzfristig absagen müssen.
Spannung ist also in jedem Fall angesagt. Und die Rahmenbedingungen in der Endrunde, das kann der Vereinsvorsitzende Rudi Eyer guten Gewissens versprechen, werden gut sein; dafür hat vor allem er selbst gesorgt. Außer den Spielen um die deutsche Meisterschaft werden nämlich viele zusätzliche Highlights aufleuchten. U .a. wird es einen Weltrekordversuch im Blind-Simultan-Schnellschach geben – das kann man schon mal verraten.
Was die gesamte Saison betrifft , da ist man sich in Insiderkreisen und nicht nur aus Eppinger Sicht einig, ist nichts so wenig strittig wie die Frage, wer Meister wird. Es sei denn, man glaubt an Wunder. Soll man das kritisch anmerken? Immerhin könnte die Langeweile diesbezüglich ja zunehmen. In der Schachbundesliga im Kontrast zum Fußball hat im Ãœbrigen die Mannschaft von Bayern München, Reisepartner des SC Eppingen, keine reelle Chance, die Klasse zu halten. Man muss kein Prophet sein, um zu verkünden: Bayern wird womöglich Champions- League- Sieger im Fußball, aber Absteiger aus der Schachbundesliga. Andrerseits: die Plätze hinter dem deutschen Meister aus Baden-Baden sind sicher hart umkämpft – mit unklarem Ende. Topfavorit auf Platz zwei ist – das sieht man auch in Eppingen so – der SV Mülheim-Nord. Gar zu gerne würde der SC Eppingen denen ein Schnippchen schlagen, aber da ist sehr viel Traum dabei. Für Ãœberraschungen gibt es allemal Spielraum genug.

Der Bundesligaauftakt rückt näher

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