Vor wenigen Tagen vollendete Hans Dekan, ein Urgestein des Schachclubs Eppingen, sein 75. Lebensjahr.
„Hansi“ – wie ihn seine Clubkameraden nennen – trat vor mehr als 50 Jahren, genau am 1. September 1963, dem Verein bei. Bis heute absolvierte er 433 Mannschaftskämpfe für den SCE, wobei er 237,5 Punkte holte. Eine stolze Bilanz, wenn man sich vor Augen hält, dass in einem Spieljahr lediglich neun Verbandsspiele anfallen!
Hansi’s Schachkarriere verlief nicht immer geradeaus und steil nach oben. Wie viele Vereinskameraden, darunter auch der Autor dieser Würdigung, war er in jungen Jahren hin und her gerissen zwischen Schach und Fußball. Eine schwere Sportverletzung nahm ihm diese Entscheidung ab, weshalb er danach seinen beruflichen Werdegang priorisierte und sich voll und ganz dem Schachsport zuwendete.
Er tat dies aber nicht nur als aktiver Spieler, Dekan übernahm auch als Funktionär Verantwortung für seinen Verein. In den 1970er Jahren kümmerte er sich (nach erfolgreich absolvierter Ausbildung zum Kaufmann) um die Finanzen des SCE und war später auch als Spielleiter zwei Jahre lang „Sportchef“ des aufstrebenden Clubs.
In der Saison 1984/85 wechselte Dekan aus privaten Gründen zum Schachverein Heilbronn und spielte anschließend einige Jahre für den bayrischen Club Marktheidenfeld in der Schachbundesliga.
Ähnlich erfolgreich verlief Hansi’s berufliche Karriere: 1988 gründete er – zunächst noch mit einem Geschäftspartner – in Heilbronn die Firma „RST Elektronik“. Schnell etablierte sich das Unternehmen erfolgreich in der Aufzugelektronik und wuchs langsam, aber stetig. Deshalb wurden die vorhandenen Räumlichkeiten im Laufe der Zeit zu eng. Weil sie keine Expansion erlaubten, verlagerte „RST“ den Firmensitz nach Oedheim. 1995 wurde Hans Dekan alleiniger Geschäftsführer.
Bis zu seinem altersbedingten Rückzug im März 2022 hatte er das verantwortungsvolle Amt inne. Zu diesem Zeitpunkt arbeiteten über 40 Personen bei dem erfolgreichen Unternehmen, wo 2010 seine Tochter und sein Sohn eingestiegen waren.
Im Vorfeld der Saison 1991/1992 kehrte Dekan zurück zum SCE, spielte zunächst in der ersten und später in der zweiten Mannschaft. Als „Non-Playing-Captain“ und als verlässlicher Sponsor war er maßgeblich an dem Eppinger Höhenflug in der ersten Schachbundesliga beteiligt: Dem SCE war in der Saison 2004/2005 etwas überraschend der Aufstieg in die höchste deutsche Klasse gelungen.
Elf Jahre blieben die Kraichgaustädter ununterbrochen erstklassig. Einmal belegte der SCE im Schlussklassement sogar Platz 3. Im Fußball hätte dieser Erfolg die Qualifikation für die „Champions League“ und. viel Geld bedeutet…
2015 zog Eppingen „aus finanziellen und organisatorischen Gründen“ sein Team aus der „Beletage“ des deutschen Schachsports zurück und spielt seither erfolgreich in der zweiten Bundesliga.
Inzwischen bringt der Jubilar seine organisatorischen Fähigkeiten verstärkt im Seniorenschach ein – auch das mit großem Erfolg. Mehrfach wurde er in die Auswahl des Badischen Schachverbands berufen. Der SCE sammelte in den letzten Jahren etliche Meistertitel und Vize-Meisterschaften auf Landesebene.
Den größten Erfolg holte das Seniorenteam aber 2024 bei der Seniorenmannschaftsweltmeisterschaft im polnischen Krakau. Die Eppinger landeten – als beste deutsche Vereinsmannschaft – auf dem geteilten Rang 5 – 7 unter 33 Teams!!
Aus gesundheitlichen Gründen will der Jubilar künftig im Schach etwas kürzer treten. Er sieht sich trotzdem als „Edelreservist“, bevor bei Mannschaftskämpfen personelle Engpässe auftreten. Das letzte Wort ist in dieser Frage aber noch nicht gesprochen.
Unabhängig davon wünscht der Schachclub Eppingen Hans Dekan weiterhin alles Gute, vor allem aber viel Gesundheit. Seine Clubkameraden hoffen, dass Hansi auch künftig dabei sein wird – nicht nur am Schachbrett, sondern genauso im Vereinsleben.
Rudi Eyer